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0377 Meine Tibetreise : vol.2
Meine Tibetreise : vol.2 / Page 377 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000264
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Bei Lhamo se biegt der muntere Klosterbach, der schon fern von Westen aus dem Grasland herkommt, für 2 km nach Norden um, um sodann wiederum im rechten Winkel nach Osten zu drehen. Nicht allzu weit von der zweiten Umbiegungsstelle liegt das kleine Kloster Kosaniba. Dahinter sind die Winterhäuser der Radang und dort stießen wir an der Grenze der Waldzone auf die Standlager der chinesischen Truppenmacht, rundliche Steinwälle mit schlechten Schießscharten, in deren Innerem die Chinesen in dürftigen Zelten und Baracken wohnten. Die Offiziere und Soldaten waren jedoch noch zum größten Teil im „Krieg" gegen Radang, nur der Höchstkommandierende von Se tschuan mit 800 Mann war nicht mit ins Feld gezogen. Die Zurückgebliebenen waren verärgert und in gereizter Stimmung und ließen es mich auch unzweideutig fühlen, daß sie von meinem Kommen sehr wenig erbaut waren. Auch das Verhältnis der beiden Provinzialkontingente zueinander ließ viel zu wünschen übrig. Der Angriffsplan gegen die Pferdediebe war wenig auf kriegerische Lorbeeren zugeschnitten. Das bessere Teil der Tapferkeit ist Vorsicht. Die chinesischen Offiziere wagten nichts selbständig zu unternehmen, schielten stets hilfebedürftig nach ihren Vorgesetzten und den Wünschen der Zentralregierung, die mit ihren Befehlen offensichtliches Mißtrauen in das Können ihrer Untergebenen an den Tag kehrte. Die Kan suer Soldateska war auf erbitterten Widerstand gestoßen und wollte von nun an bloß noch Scheinangriffe ausführen, währenddem der Führer der Sung pan- Soldaten, der sich in diesem neuen Handel neutral verhielt, die Rolle des Maklers zu spielen dachte. Auch der Krieg gegen Täwo kiang ts`a (geschrieb.: Täo rgya mts`a), das 800 Krieger zählen sollte, war nur durch „schang leang" beendigt worden. Wohl waren die Führer von vorn herein ganz richtig beraten und hatten von oben her, von der offenen und waldfreien Steppe aus und nicht etwa auf dem direkten Wege in die Schluchten von Täwo einzudringen versucht. Weil aber beim ersten Vormarsch fünfzehn Reiter des Vortrupps in einen Hinterhalt gefallen, teils niedergemacht, teils gefangen worden waren, so wurde während der Sommermonate nur noch mit Drohungen gearbeitet, bis endlich mit Hilfe der umwohnenden Häuptlinge wieder durch die bloße Anwesenheit der Truppen das „sche tsing schuo h`au leao", d. h. die Sache ins reine geredet worden war. Die Täwo willigten in eine partielle Entwaffnung ein und lieferten 100 Schwerter, 50 Gabelflinten und 50 Lanzen aus, durften jedoch die Waren im Werte von 12 000 Unzen Silber behalten, die sie den chinesischen Kaufleuten geraubt hatten und deretwegen das Aufgebot von Lan tschou abgeschickt worden war; nicht eine schneidige Tat gab's in der ganzen langen Sommerzeit von einer Expedition fast so groß wie die des englischen Einmarsches in Lhasa im Jahre 1904. Meine Eskorte hatte damit gerechnet, bei ihren Kameraden neue Lebensmittel fassen zu können. Hinter meinem Rücken hatten sie mit meinen Vorräten in Rao gomba Handel getrieben, so daß nur noch zwei Rationen übrig geblieben waren. Jetzt im Lager war man aber infolge des Radang-Zwischenfalls selbst knapp an Essen. Jedermann

 

weiteren drei Tagen die Quelle des Tao ho oder Lö tschü und die Da ts`ang-Mongolen und gelangt ohne Mühe weiter zum Tsei tschü, an dem die Horsun-er Tibeter mit 800 Familien sitzen. Nach zwei weiteren Tagen ist Ratsong und das Ts`ien hu-Land Lutsang (Tibeter) und die Einflußsphäre von Kue de ting erreicht. Ein neuer Tagesmarsch bringt die Reisenden nach dem Wan schu-Stamm und zwei Tage darauf zu den

Ts`anern und dann nach der Stadt Kue de.

 
   

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