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0392 Meine Tibetreise : vol.2
Meine Tibetreise : vol.2 / Page 392 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000264
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reichende Kaftanhemd von den Schultern gleiten lassen. Kurze Blusenhemden werden nur von Vermögenden und bei kühlem Wetter getragen. Die Frauen nehmen noch mehr als in China an der Feldarbeit teil. Vielleicht liegt der Grund dafür nur in der größeren Armut und nicht einmal in der Beweglichkeit durch die groß belassenen Füße. Auch hier herrscht die Sitte, daß man sich nicht wäscht. Von Mr. Ruhl erfuhr ich, daß auch die Tao tschou-Chinesen das Wasser nicht lieben, sie werden als Kinder am zehnten und vierzigsten Tage und wieder am ersten Tage des dritten Monats ihres Lebens gewaschen und damit — Schluß, bis sie erwachsen sind und selbst einmal ausnahmsweise das Bedürfnis fühlen, sich zu waschen, wie z. B. bei der Hochzeit, ehe man die schönen geliehenen oder gemieteten Festkleider anzieht. Den Gebrauch der Seife kannte man zur Zeit meiner Reise in Kan su nur in den Hauptstädten und nahm statt ihrer die Schoten des Seifenbaums Gleditschia xylocarpa H., die aus Se tschuan eingeführt wurden.

1.m Dohar und im Tal von Labrang bleiben die Äcker jedes zweite Jahr brach liegen. Da der wenige Mist, sofern er nicht überhaupt ganz in der Küche Verwendung finden muß, nicht als Düngemittel ausreicht, so nehmen die Bewohner die Asche der Sträucher und der verholzten Wurzeln, die in den nächsten Buschwaldungen und an den steilen Feldrainen gesammelt werden. Sie werden auf den Feldern unter einer Decke aus Erde langsam verbrannt und verkohlt, dann ausgestreut und in den Boden gepflügt. Die Pflüge sind chinesischen Ursprungs und dem Ochsen wird zum Ziehen derselben das chinesische Nackenkummet aufgelegt. Seltsamerweise haben die Amdowa-Bauern aber die Eggen ihrer Nachbarn nicht mitübernommen. Die Frauen klopfen mit Holzhämmern, die an Krocket- oder Poloschläger erinnern, die Erdschollen klein und treten mit ihren Füßen den Boden glatt. Überall in Amdo ist Löß zu finden, wenn auch oft nur in dünner Lage oder in spärlichen Resten und in Windwehen.

Die Behausungen und Äcker werden mit Vorliebe auf den Lößhaufen angelegt, Lößhöhlen aber erinnere ich mich nicht, je gesehen zu haben. Mit dem Ausdreschen des Getreides wird spät im Jahr begonnen. Nie werden dazu die steinernen Dreschwalzen der Kan su-Chinesen verwandt, sondern auf den flachen Hausdächern wird mit dem Dreschflegel gedroschen, dessen 60 cm langes Haupt vermittels eines Quernagels am oberen Ende des Stiels wie ein Rad drehbar befestigt ist. Bei jedem Radschlagen des Häuptes wird rasch ein „Om mani padme hung" gesprochen.

Ich kam am 28. September abends in Labrang gomba, richtiger gesagt, in dem Laienort des Klosters an. Es ist dies ein Dorf mit 1500 Ansässigen, wovon mehr als die Hälfte Tibeter sind. Das letzte Stück Wegs reiste ich auf der Ho tschouer Straße, dem Ho tschou-Fluß talauf folgend. Dies Tal ist bei Labrang auf 400 m erbreitert und das Klosterdorf liegt 2925 m hoch, aber die Berge ringsum erheben sich bis 3700 m, einzelne Gipfel und Kämme wieder bis über 4000 m 1). Auch hier sind die Chinesen und Mohammedaner nur geduldet und

       
       
       

1) D'011one, „Les derniers barbares", gibt für Labrang 3230 m, Potanin aber 2980 (9780 f t. ). D'011one hat immer erstaunlich höhere Zahlen als ich gewonnen, so für Sung pan ting 3055 m (Tafel 2885, Potanin 2886 m). Ho tschou 2050 (Tafel 1520). Die kleine Differenz in Labrang zwischen mir und Potanin wird daher rühren, daß Potanin oben im Kloster seine Instrumente abgelesen haben wird. Die große Differenz gegenüber D'011one wird daher rühren, daB vermutlich seine Ablesungen nicht auf Grund

       
       
       
       
       
       
       

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