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0408 Meine Tibetreise : vol.2
Meine Tibetreise : vol.2 / Page 408 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000264
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1;7

.Á   1 L.

Schluß.

Tausend Wegchen und Pfade streben vom Kloster Labrang ins Ts ao ti hinein, durch tausend Fäden ist die mächtige und reiche Lamaresidenz mit den wilden Horden der Steppe verknüpft. Hinunter nach China aber gibt es nur eine einzige Straße. Diese folgt dem gewundenen Laufe des Flusses Sang tschü, an dem das Kloster erbaut ist. Sie führt an noch einigen Klöstern und Einsiedeleien vorüber, an spärlichen tibetischen Dörfchen und Höfchen, an ärmlichen Feldern vorbei, die dem wilden Wasser und den Felshängen abgerungen sind. Dichte Wälder schließen den Weg ein und Felshäupter mit glitzerndem Schnee schauen stolz auf den Wanderer herab, der sich mühsam über große Steine, auf und ab, auf Galerien an Felswänden hin, durch Furten und andere Widerwärtigkeiten arbeitet.

Endlich am dritten Reisetage werden plötzlich die Berge niederer; an einer Talwindung, kurz unterhalb eines Tibeterdorfs, sperrt eine alte Mauer das Tal. An einem eingefallenen Tor, Kwan men genannt, stehen chinesische Soldaten, die von jedem Landsmann barsch einen Obolus heischen. Wir durchreiten das Kwan men, und mit einem Schlage öffnet sich das Tal zur breiten und fruchtbaren Talebene von Ho tschou, die sich von hier aus 40 km weit nach Nordosten hinzieht'). Der nächste Schritt bringt uns in das Lößland von Kan su hinein und eine weiße und trockene Staubkappe drückt auf die Landschaft. Nirgends erspäht das Auge mehr Felsgestein. Nur dicker Löß und darunter roter Lehm ist das Material, aus dem die Hügel der Talseiten geformt sind. Dorf reiht sich an Dorf. Bald beginnt es auf der Straße von Menschen zu wimmeln. Auf Eseln, hoch zu Maultier oder im Karren eilen sie dick von Staub bedeckt nach dem Markt von Ho tschou. Noch eine Weile sendet mir der Tai tse schau, den mein Sang-Fluß auf dem Wege von Labrang durchbrechen mußte, einen Abschiedsgruß aus Tibet. Ein trotziger Recke, ein echter, tibetischer Wachposten, starr und steif mit steilen Zinnen, schaut er nach China und auf den fahlen und kahlen Löß hinab. Zu bald aber entschwindet er meinen Blicken; der Lößdunst lagert zu dicht und dick über dem Tal. Nur vier Tage hatte es nicht geregnet und das Auge vermochte bereits den feinen Staub nicht weit mehr zu durchdringen.

Das Tonbecken des Ho tschou-Bezirks lernte ich zwei Jahre zuvor in seiner OW-Erstreckung auf dem Wege von Di ciao tschou kennen. Dieses Mal

1) Auf Schlauchflößen beginnt bei diesem Kwan men auf dem Sang tschü die Verfrachtung der tibetischen Wolle nach abwärts. Seit 1900 hat der Handel mit der nordtibetischen Wolle sehr bedeutende Formen angenommen und die Preise für die rohe Wolle sind dadurch in ganz Kan su mit einem Male in die Höhe geschnellt. Der Yang hang, die Agenturen der fremden Exportfirmen, sind aber dadurch nicht etwa beim Volke beliebt geworden, im Gegenteil, da gleichzeitig alle Lebensmittel in ständigem Steigen begriffen sind, so wird ihnen und auch mit Recht die Schuld

dafür in die Schuhe geschoben.

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