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0411 Meine Tibetreise : vol.2
Meine Tibetreise : vol.2 / Page 411 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000264
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Maultiertreiber, die einen großen Teil des Lastverkehrs zwischen Kan su und Schen si besorgen, einen etwas südlicheren Weg ein als die Karren. Ich folgte weiterhin diesem Maultiertrakt und beschloß, damit einen Abstecher nach Ts`in tschou, der reichsten Stadt in ganz Kan su, zu verbinden. In der Umgebung von Ngan ting hsien ist das Land noch ziemlich dünn besiedelt. Nach 100 Li erst traf ich in Niu yin einen Ort mit 100 Familien, 20 Li dahinter kam Ma yin mit 400 bis 500 Familien und einem größeren Markt. Dicht dabei durchbricht der Bach einen Granitzug, das erste, feste Gestein, das ich seit dem Hoang ho-Graben bei Lan tschou fu zu Gesicht bekam, und hinter Ma yin wurde auch der Löß nun immer dünner und nur noch wenige Dekameter dick. Die Bevölkerung nahm zusehends an Dichte zu und dabei trat das mohammedanische Element , das entlang der Fahrstraße bei Hui hing hsien und Lung te hsien, Ping hang fu sehr kopfreich ist, in den Hintergrund. Ich war nun in ein ausgesprochenes Berggebiet geraten ; der Fluß Hu lao ho muß sich hier mehrfach durch enge Granit- und Gneisschluchten zwängen. Freilich bestand die Hauptmasse der Berge zunächst auch hier noch aus rotem Lehm von erstaunlicher Mächtigkeit.

Je südlicher ich kam, desto reicher war der Boden bestellt. Eine Tagereise nördlich von Ts`in tschou stellten sich Kao liang, Reis und Baumwolle ein und diese Felder wechselten mit unendlichen Strecken voll von Persimon-Bäumen, auf denen die zuckersüßen Früchte in feuerroter Farbe an den kahlen, blattlosen Ästen hingen, ein Bild, wie es uns auf den Buntdrucken japanischer Maler so oft entgegentritt und so unwahrscheinlich anmutet. Leider mußte ich im Süden die langen Dauerritte in fast ununterbrochenem Regen ausführen.

Ich fand die Stadt Ts` in tschou (1130 m über dem Meer) den übrigen Kan su-Städten recht unähnlich ; so gut wie kein Haus sah ich in Trümmern. Die Baulichkeiten sind zum überwiegenden Teil aus gebrannten Ziegeln aufgeführt und liegen inmitten von Gärten und Tausenden von Obstbäumen. Die Stadt hat etwas über 50 000 Einwohner, darunter 4000 Mohammedaner. Die Kaufleute klagten zwar auch hier über die Rücksichtslosigkeit der Verwaltung, die viele ungerechte Zölle und immer neue Schwierigkeiten für den Handel schaffe, so daß eine ganze Reihe von Hangs, die den Verkehr nach Han tschung fu und Se tschuan vermittelten, in den letzten Jahren hätten schließen müssen. Aber die Stadt ist trotzdem im langsamen Wachsen. In fünf getrennten Umwallungen sind die Häuser zusammengepreßt und noch außerhalb der Mauern ziehen sich die Wohnquartiere hin, ein Bild, das im nördlichen Kan su ganz fehlt. Die Stadt hieß in alter Zeit Tsch`eng schi hsien und der erste Kaiser der Tang-Dynastie soll von hier stammen. Nicht fern im Norden liegen auf einem Berge wie ein Ringwall der alten Germanenzeit die heute fast ganz verwischten Lößruinen, verwitterte Wallreste aus der Han-Zeit, in denen Herzog Wei hsiao gun eine Zeitlang als unabhängiger Herrscher gehaust haben soll (25-58 n. Chr.). Der Pflug führt heute über die Stätte. Nicht viel weiter von der Stadt soll auch die böse Fan li hoa ihre Geburtsstätte im heutigen Fan kia tsch`eng gehabt haben, und allen Ernstes wollten die Einwohner auch behaupten, daß im Bezirk, in dem Marktflecken Be yang tschü, die Überlebenden der Ming-Kaiserfamilie wohnen unter dem angenommenen Namen Tschang, früher Tsche.

Ein gut Teil von dem frischen Aussehen verdankt die Stadt dem Zufall, daß sie sowohl von den Mohammedanerwirren als von den Mordbrennern der Tal

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