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0416 Meine Tibetreise : vol.2
Meine Tibetreise : vol.2 / Page 416 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000264
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i.

'

Sommer; der Herbst und Winter aber bringt zuerst viel Regen und nassen.

Schnee, später Nordweststürme und alles durchdringenden Staub.

Ich nahm mir von jetzt an vor, immer brav in der Nähe meiner Karren zu

bleiben. Doch als sie in meinem Gasthaushof bepackt waren und langsam dem

großen Osttor zurumpelten, konnte ich es doch nicht lassen, nur einen kleinen

Sprung wollte ich noch nach dem Tien tschu tang, zu den guten Franziskaner-

mönchen machen. Und sie hielten die Reise bis zur Eisenbahn und bis zur großen

Kultur für so lang, daß ich mich notwendig noch stärken müsse; weil ich ja

nur noch aus Haut und Knochen bestünde, meinte ein irischer Pater. So kam's,

daß ich erst um zwölf Uhr mittags vom Refektorium abritt. Mittlerweile hatte

ein Schneesturm eingesetzt, aber unentwegt trabte ich auf meinem Maultier

vorwärts, entschlossen, nicht zu rasten, bis ich meine Karren eingeholt hätte.

Ich suchte und suchte bis in die Nacht hinein. Ohne meine Karren gefunden

zu haben, mußte ich halberstarrt von der Kälte einen Unterschlupf aufsuchen.

Auch am nächsten Tage suchte ich lange vergeblich, es war, als ob der Boden

die Karren verschlungen hätte. Als ich wieder in die Nähe von Hsi ngan fu

zurückgekommen war, sah ich am späten Nachmittag, nur 20 Li vor der

Stadt, meinen Brdyal in weinerlichster Stimmung vor einem Häuschen sitzen

neben einem großen Sumpf, um den ich bisher außen herum geritten war.

Mitten drinnen aber steckten zwei Karren ohne Maultiere und ohne Führer.

Die trugen mein Eigentum. Sie standen wohl mitten auf der großen Straße,

aber das kotige Wasser, das die Straße überschwemmte, reichte bis fast an den

Wagenboden, und wenn man zu ihnen gelangen wollte, so mußte man bis an die

Hüften durch das kalte Wasser waten. Dort steckten die Karren schon, seit ich

mich von den guten, gastfreundlichen Patres verabschiedet hatte. Die Fuhr-

leute sollten zwar alles versucht haben, um aus dem Loche wieder heraus zu

kommen, hatten zuletzt ein Dutzend Maultiere entlehnt und vorgespannt, doch

umsonst. An ein Fortschaffen der Wagen vor dem Eintritt trockener Witterung

war gar nicht mehr zu denken. Die Fuhrleute waren längst auch zu dieser

Einsicht gekommen und hatten sich mit ihren Tieren aus dem Staube gemacht;

sie wollten wohl bis zum Ende des Winters warten. Außen herum steckten noch

achtundzwanzig andere Karren im dicken Kot. Hier peitschten Fuhrleute mit

viel Vorspann einen Karren von der Straße herunter in ein noch nicht zerfahrenes

Baumwollfeld, dort schaufelten sie sich einen Übergang vom Feld zurück auf

die Straße. Hier wehrten sich die Feldeigentümer gegen die rücksichtslosen

Kärrner, bauten Hindernisse gegen die Wagen, dort schlugen gar Fuhrleute

auf Bauern ein, weil diese nicht willens waren, die Zerstörung ihrer Felder

ruhig hinzunehmen. Die zweite Nacht schlief ich mit Brdyal auf den Karren

im Sumpf, weil wir befürchteten, sie würden sonst ausgeplündert. Am nächsten

Morgen aber ritt ich in die Stadt zurück, um neue Wagen zu holen und am

übernächsten Tage endlich war ich um Mittag mit drei frischen Wagen an der

Sumpfstelle. Die Situation war dort inzwischen nicht besser geworden, für

das Gepäck war es vielmehr die höchste Zeit , daß Hilfe kam. Die Wagen

waren noch tiefer eingesunken und das kotige Wasser bedeckte an mehreren

Stellen den Wagenboden. In der Nacht hatte es gefroren und 2 cm dickes Eis

machte das Umladen zur Qual für die Menschen. Ein großer Wagen, der Lan

tschou-Tabak führte , war in nächster Nähe so tief eingebrochen , daß die

Kisten 1/2 m unter Wasser geraten waren. Der Verkehr war fast ganz zum

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