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0120 Southern Tibet : vol.9
Southern Tibet : vol.9 / Page 120 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000263
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EINLEITUNG.

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2. SVEN HEDINS VERDIENST UM DIE ERFORSCHUNG
DER OSTTÜRKISCHEN NAMEN.

Der erste und einzige Gelehrte, der den verdienstlichen Versuch der Erklärung der Ortsnamen Ostturkistans gewagt hat, ist SVEN HEDIN, der im Jahre 1900 eine etwa 20 Seiten starke enggedruckte Liste von Ortsnamen unseres Gebiets veröffentlicht hat'. Diese umfangreiche Pionierarbeit hat natürlich gewisse Schwächen, da der schwedische Autor die Vokale zunächst als Schwede hörte und nach den Regeln der schwedischen Sprache niederschrieb. Die Aussprache des schwedischen o und u z. B. weicht von der deutschen Aussprache dieser Vokale ab; der Name der Stadt Kuria würde in dieser für Deutsche richtigen Schreibung von einem Schweden, so viel ich weiß, eher Kiirla, die Notierung Korla dagegen Kuria gesprochen werden; demgemäß schrieb Sven Hedin Korla.

Der Umstand wieder, daß bald für ein Werk in deutscher, bald für eines in englischer Sprache geschrieben wurde, veranlaßte eine gewisse Unsicherheit im Gebrauch mancher Konsonanten, z. B. s und j. Da Sven Hedin auch kein geschulter Phonetiker ist, müssen die von seinen Begleitern oft sicher im breitesten Landdialekt hervorgesprudelten Namen ihm große Schwierigkeiten gemacht haben. Daß es nicht leicht ist, solche aus Bauernmund kommenden Wörter sogleich richtig zu erfassen, beweist z. B. der einigermaßen spaßhafte Irrtum M. A. STEINS, eines namhaften, in der Sanskritphonetik geschulten Philologen, der dändan uilïq (Ort der Zähne- oder Elfenbein-Ochsen) gehört und notiert hat, wo sein Gewährsmann, der Steinschen Übersetzung gemäß, nur dändän öilük (Ort der Elfenbein-Häuser) gehört haben kann. Wer weiß, ob mir nicht auch ähnliches zugestoßen ist!

Im ganzen genommen, scheinen mir aber SVEN HEDINS Aufzeichnungen, wenn man sich in seine Art der Umschrift eingelesen hat, die brauchbarsten zu sein, die von Geographen Ostturkistans geliefert worden sind, und man ist ihm für die auf diesen Stoff verwendete Mühe den größten Dank schuldig.

3. INNERE EIGENTÜMLICHKEITEN DER OSTTÜRKISCHEN NAMEN.

Was die Namen selbst angeht, so zeugt eine Kategorie unter ihnen in beredter Weise von der trübseligen Eintönigkeit des Lebens dieser Hirten, Bauern und Karawanenführer. Ortsnamen wie éiräy saldi (er hat die Lampe hingestellt), gürüné qaldi (der Reis ist [liegen] geblieben) oder istan asti (er hat die Hosen aufgehängt) bezeichnen Örtlichkeiten, an denen irgendein unter den Hirten, Karawanenleuten usw. bekannter Mann dieses oder jenes getan, oder wo sich dieses oder jenes zugetragen hat. Mir ist nur ein einziger Name dieser Art bekannt geworden, der sich auf ein geschichtlich einigermaßen bedeutendes Ereignis bezieht. Der sich über mehrere Kilometer ausdehnende Lagerplatz am Aufgang zum Qara-qoram-Passe (auf der Turkistan- oder Nordseite) trägt den Namen daulät bag öld. = der König ist gestorben. Hier soll nämlich im Jahre 1533 der Herrscher von Mogulistan Sultan SAID CHAN auf der Rückkehr von einem Raubzug gegen Lädak an der verderblichen Höhenluft (p. dämg~t t. tütäk, iz, vulg. yaz) gestorben sein. An beinahe derselben Stelle ist 1906 mein Reisegenosse, der britische Hauptmann J. D. SHERER, durch dieselbe Krankheit in Todesgefahr geraten. Das Tarikh-i-Rashidi 2 verlegt zwar den Ort des Todes des Sultan Said an den

f

I Petermanns Mitteilungen, Ergänzungsband XXVIII 1900, S. 350-370. 2 Ausg. N. ELIAS , London 1895, S. 446.