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0045 Auf Hellas Spuren in Ostturkistan : vol.1
Buried Treasures of Chinese Turkestan : vol.1
Auf Hellas Spuren in Ostturkistan : vol.1 / Page 45 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000198
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Einleitung   25

sehen allen Reisenden aufgefallen ist. Helle, selbst blaue, Augen kommen zuweilen vor und viele Männer würden, in europäischer Kleidung in keiner europäischen Stadt auffallen. Neben diesem seltneren europäischen Typ tritt ein anderer auf, den eine große, schlanke Figur, voller Bartwuchs, aquiline Züge, große ausdrucksvolle Augen und ein gelblicher Teint auszeichnet, es ist ein persischer Typ. Das dritte Element ist das ostasiatische, und neben diesen drei Typen gibt es unzählige Mischformen. Man kann die Bevölkerung in der Hauptsache als türkisierte Bergiranier bezeichnen.

Die Sprache ist ein schönes, im Osten ziemlich reines türkisches Idiom mit wunderbaren Möglichkeiten der Nüancierung des Ausdrucks. Wer sich mit ihr beschäftigt, muß jenem osttürkischen Spruchwort beipflichten, welches besagt : „Arabisch ist Wissenschaft; Persisch ist Zucker; Hindi ist Salz ; Turki ist Kunst".

Man muß dem Studium der türkischen Sprachen bei uns größere Aufmerksamkeit schenken. Sie sind von hohem Interesse für den Linguisten — der Reisende, der die Wandlungen der verschiedenen Dialekte kennt, wird unschwer mit seiner Kenntnis des Türkischen etwa von Bosnien ausgehend, durch ganz Mittelasien bis nach Peking sich verständlich machen können.

Auf den Reisen durch Rußland, selbst in den großen Hotels inMoskau, fand ich, daß alle Kellner Türken waren (der russische Kellner würde bestellte Getränke kaum unberührt abliefern!), denen ich, des Russischen unkundig, leicht meine Wünsche klar machen konnte.

Im Westen dringt das Arabische, durch die muhammedanische Religion, immer mehr ein. Auch persische Lehnworte sind häufig. Im Osten sind diese weniger im Gebrauch; dafür findet man eine, nicht sehr große Anzahl chinesischer Ausdrücke für manche Gegenstände des täglichen Gebrauchs.

Die Kultur dieses harmlosen, fleißigen, gescheiten und liebenswürdigen Volkes ist heute noch, wie es auch in der alten Zeit der Fall war, durchaus westländisch. Die Kultur des Islam, der erst spät ins Land gekommen ist (10. Jahrhundert) und die blühende und entwicklungsfähige alte buddhistische Kultur vernichtet hat, wurzelt in der Hauptsache in der Spätantike.

Leider geht durch die Berührung mit Europa und besonders durch die natürlichen Beziehungen zu dem Nachbarstaat Rußland alles allmählich zugrunde, was von schönem Kunstgewerbe sich aus älteren Zeiten herübergerettet hatte. So verschwinden langsam die zum Teil sehr schön gemusterten Teppiche („Samarkand”-Teppiche) die besonders in Chotän und Umgebung hergestellt wurden.