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0061 Auf Hellas Spuren in Ostturkistan : vol.1
Buried Treasures of Chinese Turkestan : vol.1
Auf Hellas Spuren in Ostturkistan : vol.1 / Page 61 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000198
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Reise der II. Expedition nach Turfan-Karachodscha   39

Hier vereinigen sich in sumpfigen Gelände zwei kleine Ströme; an ihren Ufern erheben sich die Klippen, welche in den steilen Wänden Höhlentempel, auf der horizontalen Oberfläche aber die Ruinen einer befestigten Stadt tragen. Diese Stadt, deren Straßensystem stellenweise noch recht gut zu erkennen ist, war eine Zeit lang die Hauptstadt des Uighurenreiches. Heute wird sie oft, halb türkisch, halb mongolisch, Yar-choto (Klippens tadt) genannt. Chinesisch hieß sie Kiao-ho. (s. Taf. 3.)

Von hier aus erreicht man zunächst die Muhammedaner-Stadt von Turfan. Wie es bei vielen der größeren Städte im Lande der Fall ist, findet sich in größerer oder geringerer Entfernung von der von den Türken bewohnten, mit Mauern und Türmen befestigten älteren Stadt die meist stärker befestigte Yangi-schahr oder Neustadt, die der chinesischen Garnison zum Aufenthalt dient, früher auch ein, nicht immer rettender, Zufluchtsort war.

Alle diese Städte ähneln sich untereinander sehr. Die Straßen ziehen sich entweder zwischen hohen Garten- oder Hofmauern einher — oft sind sie auch von fensterlosen Häusern eingefaßt — oder sie verbreitern sich und bilden eine Bazarstraße. Hier findet man Ladengebäude, ärmliche Lehmhäuschen mit einer Lehmplattform auf jeder Seite der Tür, um die Waren dort auszustellen. (vgl. Taf. 30.)

Um die allzu starke Wirkung der Sonnenstrahlen abzuhalten, sind rechts und links in die Straße Stämme von Pappel- oder Weidenbäumchen eingerammt, die ein Gerüst von starkem Rohr oder dünnen Zweigen tragen. Auf dies Gerüst werden Schilfbündel und dergleichen gelegt, so daß man im Schatten den Handelsgeschäften nachgehen kann.

Nach Überwindung der ca. 18 km zwischen Yárchoto und der Alten Stadt ritten wir unter großem Aufsehen der Bevölkerung dort ein. Auf allen Dächern drängten sich Weiber und Kinder und überall rief man „Uruss ! Uruss ! Uruss käldi !" („Russen ! Russen ! Russen sind gekommen!")

Aber bald änderte sich das Bild. Als wir durch den Bazar fuhren, wurde Bartus von einem Fleischer, einem riesengroßen Mann, der sich seiner von der ersten Reise her erinnerte, erkannt und jubelnd mit dem Zuruf „Bátúr, Batúr !" begrüßt.

Sein Name, Bartus, lautet in der Aussprache der Osttürken bátúr, ein Titel, den die Großmongolen in der Form Bahádur nach Indien gebracht haben, wo er heute noch vor nehmen Leuten verliehen wird. In Turfan bedeutet er etwa „Held", und dieser Zufall