National Institute of Informatics - Digital Silk Road Project
Digital Archive of Toyo Bunko Rare Books

> > > >
Color New!IIIF Color HighRes Gray HighRes PDF Graphics   Japanese English
0074 Auf Hellas Spuren in Ostturkistan : vol.1
Buried Treasures of Chinese Turkestan : vol.1
Auf Hellas Spuren in Ostturkistan : vol.1 / Page 74 (Grayscale High Resolution Image)

New!Citation Information

doi: 10.20676/00000198
Citation Format: Chicago | APA | Harvard | IEEE

OCR Text

 

48   A. v. Le Coq, Turfanexpeditionen

erhalten waren. Jedoch erkannten wir noch Reste buddhistischer Wandgemälde auf diesen Mauern; dargestellt waren in der Hauptsache Dämonen der lamaistischen Epoche. (Taf. 8.)

Wir brachen, nachdem wir alles durchsucht hatten, den Fußboden auf, fanden die Reste der alten Wölbung und stießen dann auf die im wirren Durcheinander aufgetürmten Leichen jedenfalls einiger Hundert Erschlagener. Es waren der Kleidung nach zu urteilen buddhistische Mönche ; die oberste Schicht war vollkommen erhalten, die Haut, die Haare, die eingetrockneten Augen und die furchtbaren Wunden, denen sie erlegen waren, waren in vielen Fällen noch erhalten und kenntlich. Ein Schädel besonders war durch die Stirn bis auf die Zähne mit einem furchtbaren Säbelhieb ges palten.

Es ist wahrscheinlich, daß die Katastrophe, der augenscheinlich die alte Stadt unterlag, in die Mitte des 9. Jahrhunderts anzusetzen ist, denn um diese Zeit hatte die chinesische Regierung, um dem Überhandnehmen der Mönche zu steuern, einen Befehl erlassen, alle Mönche, Christen, Manichäer und Buddhisten, sollten wieder in das bürgerliche Leben zurücktreten, praktische Arbeit treiben, heiraten, Kinder zeugen, Steuern bezahlen und Soldaten werden, wie es die Staatsraison erfordere. Im Falle des Nichtgehorchens war der Tod angedroht.

Wie es stets zu sein pflegt, so auch hier ; die frommen Männer zogen den Tod vor, und so muß die Katastrophe, der die furchtbaren Zerstörungen in der Hauptsache zuzuschreiben sein werden, vor sich gegangen sein.

Unsere Arbeit vollzog sich unter den allerschwierigsten Verhältnissen; denn im Winter pflegte ein unglaublich scharfer, durchdringender Wind aus dem Nordosten durch die Stadt zu fegen. Im Sommer aber war die Hitze in der Niederung von Turfan so groß, daß die leichteste Kleidung zu schwer wurde. Dennoch mußten wir meist an schattenlosen Stellen den ganzen Tag in der Sonne zubringen.

Es war interessant, zu sehen, wie Herr Bartus, ein Pommer, immer mehr eine rote Färbung annahm, während ich, von französischer Abstammung, ganz schwarz brannte.

Besonders lästig war der Lößstaub. Er erfüllte die Luft, häufig ohne daß man den leichten Staubnebel gewahr wird, oft aber, wenn die Frühlingsstürme wüten (März bis Mai), kommt er in dunkelbraunen Wolken angeflogen.

Da es in Turfan höchstens alle 10 Jahre einmal regnet, der Verkehr der landesüblichen Karren (araba), deren zwei eisenbeschla-