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0096 Auf Hellas Spuren in Ostturkistan : vol.1
Buried Treasures of Chinese Turkestan : vol.1
Auf Hellas Spuren in Ostturkistan : vol.1 / Page 96 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000198
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64   A. v. Le Coq, Turfanexpeditionen

sondern auch, wenn ein manichäisches oder christliches Gotteshaus einem andern Kult zugeeignet werden sollte.

Wir haben schon beschrieben, wie das „Bild des Mani" so vermauert gefunden worden ist — in diesem neuen Tempelehen war augenscheinlich ein christlicher Kultbau, ein nestorianisches Bethaus oder dgl. durch Ziehung neuer Mauern seines Charakters beraubt worden.

Beim Abreißen der neuen Mauern waren aber nur noch hier und da Reste der alten Wandgemälde vorhanden. Von oben, durch die Mauerspalte eindringendes Schneewasser hatte viel zerstört.

Erhalten war jedoch die Figur eines stark byzantinisch anmutenden Priesters mit Rauchfaß und Weihwassergefäß. Er steht vor einer Reihe von drei Personen, die kleiner dargestellt sind als er selbst, und grünbelaubte Zweige in den Händen tragen. (Taf. 9.)

Hinter der Gruppe erblickt man das Vorderbein eines Pferdes: offenbar hatte ein Reiter sich den Feiernden genähert.

Der Priester ist weder ein buddhistischer Mönch, noch ein manichäischer electus, die beide an ihren Ritualgewändern kenntlich sind. Vielleicht ist es eine Darstellung der Palmsonntag-Feier. Jedenfalls spricht die Malweise für Beziehungen zum Westen, die jünger als die Zeit der Gandhárakunst sind.

Am Wege nach Tuyok stehen noch zwei Ruinen, die Grünwedel mit den Buchstaben Russisch Z und Russisch B bezeichnet hat.

Erstere enthielt mehrere Kapellen mit zum Teil riesigen sitzenden Buddhafiguren. Einige schöne Wandgemälde in der uighurischen Malweise waren an den Wänden erhalten, aber auch spätere Ausbesserungen in chinesisch abgewandeltem Stil.

In der nach Osten gewandten Kapelle fand sich der große Sockel eines zerstörten Nirvana Buddhas.

Vor die Vorderseite des Sockels hatte man eine dünne Stukkoschicht gesetzt und so die alten Gemälde des Sockels verdeckt. Sie traten, ziemlich gut erhalten, zutage, als man den Stukko entfernte: es waren Darstellungen von Mönchen in einer lebhaft an romanische Kunst erinnernden Malweise!

  • Einen bedeutenden Fund machten wir in Ruine Russisch B. Auch in diesem Tempel hatte man die älteren Malereien usw. durch jüngeren Wandschmuck ersetzt; augenscheinlich bereits in später, lamaistischer Zeit (13. Jahrhundert ?). Jedenfalls war man viel rücksichtsloser verfahren, als in der Glanzzeit des Uighurenreiches es Sitte war.

An der Ostseite der Türwand, zur Rechten des Eintretenden,