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0123 Auf Hellas Spuren in Ostturkistan : vol.1
Buried Treasures of Chinese Turkestan : vol.1
Auf Hellas Spuren in Ostturkistan : vol.1 / Page 123 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000198
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Die Tempel-Siedelungen von Sängim Aghyz, Bäzäklik usw.   83

Holz gedreht, ein kleiner Reliquienbehälter, (rundliche Kuppelform [Taf. 39] mit aufgesetztem Schirm), mit roter, gelber und blauer Farbe reich und geschmackvoll bemalt.

Der Imam war einer der sehr wenigen Leute, die ich in Turkistan getroffen habe, die nicht nur Arabisch lesen und rezitieren konnten, sondern die es auch verstanden.

Ich hatte die ägyptische (Bulaq)-Ausgabe von „Tausend und eine Nacht" bei mir, hatte aber noch niemand gefunden, der würdig gewesen wäre, dieses Buch zu besitzen. Ich überreichte es meinem Wirt, der durch diese Gabe auf das Höchste erfreut war.

Jeden Abend hatte ich große Cour. Alle Honoratioren des kleinen Ortes kamen zu mir herauf und wurden mit Tee bewirtet. In zwangloser Plauderei unterhielt ich die Leute einige Zeit.

Ein köstliches Labsal in diesem Tale ist eine Quelle vortrefflichen, süßen Wassers, welche unterhalb der Moschee aus einem Felsen springt. Die Hitze war in dem engen Tale ziemlich groß; ein frischer Trunk aus dieser Quelle war ein Labsal, das andere Genüsse weit übertraf.

Bartus siedelte bald darauf in meine Wohnung über, und wir untersuchten die übrigen Tempel, wo indes die Ausbeute gering blieb. Nur an den Stüpas, bei der Moschee, fanden wir noch seltsame Grabbeigaben, unter anderem eine große Rolle weißen Stoffes, den ich für Leinwand hielt, der aber bei genauer Untersuchung sich als aus den Fasern von Chinagras, Boehmeria nivea, hergestellt erwies.

In der Oase von Turfan regnet es kaum je; es ist eine große Seltenheit, wenn Regen niedergeht, und er ist den Leuten durchaus nicht erwünscht. Die Regengüsse, wenn sie eintreten, sind meistens so heftig, daß der Weizen sich legt, und daß die Ströme und Kanäle zur ungeeigneten Zeit übertreten und ihre Wasser Verwüstungen anrichten. Schimmel und Pilz erscheint dann an Frucht und Getreide.

Während wir in Tuyok wohnten, verfinsterte sich eines Nachmittags urplötzlich der Himmel, ein entsetztiches Gewitter brach los und es regnete wie aus Mulden. In wenigen Minuten begann der Bach anzuschwellen, in einer halben Stunde trat er über seine Ufer und in einer Stunde zog ein braunrotes, brüllendes Gewässer verheerend durch das Bachbett und die Umgebung der Ufer.

Wir hatten unsere Manuskripte schon geordnet und in einer Kiste verpackt. Plötzlich aber fing das flache Lehmdach unseres Zimmers an zu lecken und Ströme schmutzigen Lehmwassers ergossen sich von allen Seiten in den Raum. Wir mußten fortwährend

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