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0150 Auf Hellas Spuren in Ostturkistan : vol.1
Buried Treasures of Chinese Turkestan : vol.1
Auf Hellas Spuren in Ostturkistan : vol.1 / Page 150 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000198
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104   A. v. Le Coq, Turfanexpeditionen

tet, in dem sich zwei äußerst elende Zimmer befanden. Ich mietete ihm sofort das Häuschen ab, weil wir gehört hatten, daß andere Expeditionen im Anzuge seien, und versprach, in etwa einem Monat dorthin zu kommen.

Die weitere Reise vollzog sich ohne Zwischenfälle. Wir kamen nach Kutschá, machten dem chinesischen Landrat in der Zitadelle1 unsere Aufwartung und zogen dann nach Kumtura, einem wohlhabenden Örtchen, in dessen Nähe sich eine große Siedlung altbuddhistischer Tempel befindet. Sie trägt den Namen der ming-öi (tausend Zimmer oder Häuser) von Kumtura.

Im Hause des Imam bezogen wir eine schöne Wohnung.

Es war furchtbar kalt, und die Winde aus dem Norden und dem Nordosten mit ihren Staubniederschlägen waren nichts weniger als erfreulich. Dennoch gingen wir an die Arbeit.

Die Höhlentempel befinden sich am linken Ufer eines reißenden Stromes, des Muzart. Die Ufer tragen mehrere, durch schauerlich öde, zerrissene Querschluchten in mehrere Gruppen geteilte Tempelanlagen, von denen die am weitesten stromauf gelegene in hoch über den Strom herüberhängende, steile Klippen eingeschnitten ist. (Taf. 28 u. Plan S. 11.2.)

Sie besteht aus einem langen Gang mit Fenstern, die sich auf den Strom öffnen. Unter den Fenstern läuft eine breite, aus dem Stein gehauene Bank, auf der die Mönche abends wohl die Kühlung und den Blick auf die wildromantische Landschaft zu genießen pflegten. Auf der anderen Seite des Ganges befinden sich die Eingänge zu den Höhlentempeln, die, obwohl nicht der älteren Zeit angehörig, früher sehr schön gewesen sein müssen.

Leider waren in diesen Höhlen Schatzgräber und Plünderer so erfolgreich tätig gewesen, daß wir keine Ausbeute machen konnten.

In den weiter stromab gelegenen Tempeln dagegen fanden wir einzelne, verschüttete Gebäude vor, in denen die Wandgemälde zum Teil noch erhalten waren und wo wir zahllose Skulpturen, Handschriften und andere Altertümer bergen konnten.

Ein Teil dieser Tempel war in einen Stein geschnitten, der zu meinem Erstaunen bei genauerer Betrachtung sich als aus Reisig, versteinertem Reisig ! bestehend ergab.

Ein großer, fossiler Knochen stak in dem Gewirr versteinerter Zweige. Ich ließ ihn herausmeisseln und übergab ihn später dem paläontologischen Institut zu Berlin.

1 In Kutsch, liegt die befestigte Chinesenstadt in einem Bezirk der Stadt, nicht wie in Turfan, Aksu und Kaschghar einige Kilometer von der Altstadt entfernt in einer besonderen („Neu') Stadt.