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0159 Auf Hellas Spuren in Ostturkistan : vol.1
Buried Treasures of Chinese Turkestan : vol.1
Auf Hellas Spuren in Ostturkistan : vol.1 / Page 159 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000198
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Reise nach Kaschghar, Zusammentreffen mit Grünwedel usw.   109

Man brachte mich in einem sauberen, aber ziemlich ärmlichen Serai (hier heißen sie dän) unter, dessen Türen keine Verschluß-

möglichkeiten boten. Als ich mich gelegt hatte, erschien plötzlich

eine hochgewachsene junge Frau, im chinesischen Jäckchen und prächtig bestickten Unterkleidern. Sie brachte das „Tischtuch"

(dästärchän) mit; ihre Dienerinnen, hübsche junge Mädchen, klim-

perten niedliche Melodien auf langgehalsten tambür genannten Saiteninstrumenten, und alle drei richteten sich häuslich ein. Auf genaueres Befragen erfuhr ich dann, daß die Schönheit eine be-

rühmte Halbweltdame war, die dem fremden Herrn ihre Dienste anbieten wollte. Ich kaufte ihr ein Paar schöne Ohrringe ab, die ich sehr reichlich bezahlte, und entließ sie, freilich ziemlich gekränkt.

Bei den Osttürken ist dieser Beruf ein Beruf wie jeder andere, und viele dieser Frauen werden in Liedern gefeiert, die im ganzen Lande gesungen werden.

Auch sieht man oftmals die Damen der Halbwelt im vertrauten Verkehr mit den Frauen der ehrsamen Ackerbürger und Handwerker.

Leider fand sich auch in dieser Gegend keine einzige Ruine, die meinen Erwartungen entsprochen hätte, und so kehrte ich mit negativen Ergebnissen zur Expedition zurück.

Inzwischen hatte der Mirab allerhand Erkundigungen eingezogen und verriet mir die Lage zweier wichtiger Siedlungen in der

Umgegend des Dorfes Kirisch im Nordosten von Kutscha. Ich machte mich mit einem Beg des Landrats von Kutscha auf, passierte den merkwürdigen, turmartigen Stüpa, östlich von Kutscha in der Nähe der alten Stadtmauern des alten Kutscha gelegen, und erreichte nach einem Ritt von ca. 22 km den Flecken Kirisch. Im Nordosten von Kirisch liegt in einem wilden Tale eine ziemlich große Siedlung von Höhlenklöstern, die zum Teil mit altem Schutt gefüllt waren. Sie führt den Namen Sim-sim = Sesam, vielleicht in Erinnerung an die Erzählung von Ali Baba in „1001 Nacht".

Darauf ritten wir nach einer anderen, im Süden von Kirisch gelegenen Anlage, namens Atschigh Iläk = Zusammenfluß der bitteren (Wasser), wo wenige, aber interessante Tempel in anscheinend guter, trockener Lage zur Grabung einluden.

Später führte ich Professor Grünwedel nach Sim-Sim, wo wir nur wenige Tage arbeiteten1. In Atschigh Iläk ist erst von der vier-

1 In Kutscha weilten zur Zeit unseres Aufenthalts die beiden Herren Berezowskij, die von den Russen dorthin gesandt worden waren.

Grünwedel hatte, ich wei13 nicht aus welchen Gründen, mit den russischen