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0180 Auf Hellas Spuren in Ostturkistan : vol.1
Buried Treasures of Chinese Turkestan : vol.1
Auf Hellas Spuren in Ostturkistan : vol.1 / Page 180 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000198
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124   A. v. Le Coq, Turfanexpeditionen

Sicher liefen auch hier geschlossene, in den Stein gehauene Galerien von Anlage zu Anlage. Hier waren aber große Verwüstungen durch Erdbeben angerichtet worden; die Vorhallen, und mit ihnen die Verbindungsgänge, waren sämtlich abgestürzt.

Viele der Tempel, deren Bilder ich noch 1.913 herausschneiden ließ, sind 1916 durch Erdbeben zum Absturz gebracht worden.

Die schwer zugänglichen Anlagen nahe der Quelle schienen mit Klöstern verbunden zu sein, wir wünschten daher sehr, sie genauer

zu untersuchen. Aber zu unserem Erstaunen weigerten sich unsere Arbeiter, biedere Bauern aus dem Dorf Kyzil und aus der Umgegend, auch nur einen Schritt weiterzugehen, als zu einem bestimmten Punkt der Schlucht!

Sie waren so erregt und so hartnäckig, daß ich sie zu mir beschied und im Galakostüm und meine Rangmütze — einen Schutztruppenhut — auf dem Kopf, nach Art eines chinesischen Beamten eine sehr ernsthafte Untersuchung ihrer Insubordination vornahm.

Es stellte sich dann heraus, daß gerade hinter dem erwähnten Punkt ein kleines, aber mit besonderen Kräften begabtes Heiligtum

lag. Die Türken nennen diese kleinen Steinhügel, auf denen einige Schafs- oder Ziegenhörner liegen und bei denen ein paar Weidenruten in dem Erdboden stecken, um Fetzen von Kleidern, Yak-schwänze u. dgl. daran zu binden, „Chodscham" = etwa „Mein frommer Fürst".

Wahrscheinlich befand sich grade hier das Hauptheiligtum der buddhistischen Anlage. Der Ort ist dann später vom Islam als heilig übernommen worden.

Es scheint, daß ein Mitglied der Expedition, ohne die Heiligkeit des Ortes zu kennen, die Nähe der Stelle unabsichtlich verunreinigt hatte. Daher die Erregung.

Ich schnitt einen großen Zipfel von meinem Hemde ab und band ihn an einen Stab; zwei Schafsschädel wurden zu den übrigen

gelegt; die Arbeiter verrichteten einige Gebete in der Nähe des Chodscham und damit war, nach Überreichung eines fetten Schafs an die Gläubigen, der Zwischenfall erledigt.

Aber — an jenen Orten zu arbeiten, verweigerten die Leutchen nach wie vor. „Óinn bar", da gibts böse Geister, sagten sie.

Eines Tages, nachdem wir schon längere Zeit in Kyzil gearbeitet hatten, kam der Mirab zu mir und sagte, er hätte Nachricht er-

halten von einer neuen Ansiedlung in unmittelbarer Nähe der Tempelanlage, in der wir arbeiteten. Er wolle mich sofort dorthin führen.

Hinter dem von uns „Teufelshöhle" genannten Tempelkomplex