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0060 Auf Hellas Spuren in Ostturkistan : vol.1
Buried Treasures of Chinese Turkestan : vol.1
Auf Hellas Spuren in Ostturkistan : vol.1 / Page 60 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000198
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38   A„ v. Le Coq, Turfanexpeditionen

die Gräben, unter intelligentester Berechnung des Gefälles, so einzurichten, daß die äußerste Ausnutzung der vorhandenen Menge erzielt wird.

Diese staunenswerten Leistungen sind eine Folge tausendjähriger Übung und Erfahrung. Diese zeigt sich auch in einer höchst zweckmäßigen Einrichtung, die diese Leute benutzen, um die im Berge vorkommenden Quellen in die Ebene zu leiten.

Diese Káriz (pers.) genannten Leitungen werden folgendermaßen hergestellt.

Nach Feststellung der genauen Lage der Quelle werden eine große Menge von Schächten in einer langen geraden Linie in dem ansteigenden Gelände angebracht. Diese Schächte sind oft sehr tief. Nach ihrer Fertigstellung werden sie unten durch einen Tunnel miteinander verbunden, die Quelle wird in den obersten Schacht geleitet, fließt durch den Tunnel und tritt, da dieser eine geringere Senkung als das ansteigende Gelände besitzt, an der gewünschten Stelle in die Ebene ein. Alle diese schwierigen Arbeiten führen die Leute ohne gelehrte Hilfsmittel aus.

Die ganze Gegend zwischen dem Gebirge und der Oase ist von solchen Káriz durchzogen. Sie bilden für den des Nachts reitenden Fremden eine Gefahr, denn ihre kraterartigen Mündungen sind nie verschlossen.

Die Verteilung der Wasser ist Aufgabe des Miráb (Herr des Wassers, pers.). Man nennt ihn auch (türkisch) sű nung bägi, was dasselbe bedeutet, oder auch, wieder persisch, bárándád oder Regenspender. Er muß regelrechte Register führen und man nimmt gewöhnlich nur die intelligentesten, redlichsten und wohlhabendsten Leute für dieses Amt.

Ob die Káriz schon in der buddhistischen Periode im Gebrauch waren oder eine Einführung der neuen Zeit sind, wage ich nicht zu entscheiden. Jedenfalls werden noch immer solche Leitungen angelegt, und zur Zeit unseres Besuches in Komul legte ein Wasserbauer aus Turfan für den König (wang) von Komul dort einige Káriz an.

Wie lohnend solche Káriz sein können, geht aus einem mir bekannten Fall hervor. Der Wang von Luk-tschun hatte mit einem Aufwand von 70 yambu (zu je rund 380.— Mark) eine Anlage herstellen lassen, deren Ertrag ihm im ersten Jahre 60 yambu, im zweiten aber 80 brachte!

Vom Gebirge herabsteigend kamen wir zu einem merkwürdigen Tale, nach seinen großen, steilen Lößklippen (yár) die Yár-Schlucht genannt.