National Institute of Informatics - Digital Silk Road Project
Digital Archive of Toyo Bunko Rare Books

> > > >
Color New!IIIF Color HighRes Gray HighRes PDF   Japanese English
0079 Auf Hellas Spuren in Ostturkistan : vol.1
Buried Treasures of Chinese Turkestan : vol.1
Auf Hellas Spuren in Ostturkistan : vol.1 / Page 79 (Color Image)

New!Citation Information

doi: 10.20676/00000198
Citation Format: Chicago | APA | Harvard | IEEE

OCR Text

 

Arbeiten und Leben in Karachodscha

51

wenig Tee und derartigen köstlichen Gaben, die sie mir unter lautem Weinen darboten, während sie mich einstimmig baten, noch einmal dem Enkel, Sohn, Gatten, Vater usw. zu verzeihen.

Es war ein so komischer und doch so rührender Anblick, daß ich mich erweichen ließ und ihm Straflosigkeit versprach, unter der Bedingung künftiger, besserer Führung.

Die Angst der Frauen war nicht unberechtigt. Der König nämlich, früher allmächtig, ist seit der Wiedererrichtung der chinesischen Herrschaft unter chinesische Aufsicht geraten. Ein chinesischer Verwaltungsbeamter sitzt in Turfan und hat die tatsächliche Macht in Händen, etwa wie ein englischer „Resident" am Hof eines indischen Fürsten. Der König darf niemanden töten, hat indessen das Recht, Leute, die sich vergangen haben, prügeln zu lassen. Zum Prügeln bedient man sich des „kleinen" oder „großen Stocks". Dieser „große Stock" ist ein langer Bambus, dessen oberes Ende nach Art unserer Sportruder etwas geschweift ist. Die zur Prügelstrafe Verdammten werden auf die Erde gelegt, das Hinterteil wird entblößt und darauf mit diesem Stock ganz rücksichtslos zugeschlagen. Beim ersten Hieb spritzt das Blut. 25 Hiebe genügen, um den Tod des Menschen herbeizuführen.

Dieser König oder Wang von Luktschun ist ein schöner Jüngling türkischer Rasse — der siebente in der direkten Deszendenz vom Gründer des Reiches von Turfan, Amin Chodscha Chan, der um 1760 in Turfan herrschte. Wir besitzen im Museum ein um diese Zeit für den Kaiser Kien-lung gemaltes lebensgroßes Porträt dieses Fürsten; es ist dadurch merkwürdig, daß die Nase lang, schmal und gerade ist, die Augen aber blau sind. In diesem Mann lebten also die Eigenschaften der tocharischen Rasse noch 1000 Jahre nach deren Verschwinden! Unser junger Gönner führte den Namen seines bedeutenderen Ahnen.

Zum Tchaghan-Fest, anfangs Dezember, waren wir bei ihm eingeladen. Es war eine große Feier. Im Säulensaal des Palastes saßen in zwei langen Reihen die Würdenträger des Amin Chodscha in ihren Staatsgewändern, der Wang selbst am oberen Ende des Saals, Bartus und ich zu seiner rechten und linken Seite.

Ein ungeheueres Kohlenbecken stand nahe vor uns ; die Kohlen waren schlecht ausgeglüht — der Dunst verursachte mir Unbehagen.

Es fand eine feierliche Speisung statt — zuerst Früchte: Weintrauben, Melonen, Nüsse, Pistazien, russische Bonbons und vortrefflicher Tee, in welchen der Wang leider als Ehrenbezeugung uns handvollweise Zucker hineinwarf.

Später gab es Suppe mit Hammelfleisch, delikate gesottene 4*