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0080 Auf Hellas Spuren in Ostturkistan : vol.1
Buried Treasures of Chinese Turkestan : vol.1
Auf Hellas Spuren in Ostturkistan : vol.1 / Page 80 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000198
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52   A. y. Le Coq, Turfanexpeditionen

Hammelrippchen, und schließlich einen riesigen Palao, in Hammelfett gedämpften Reis mit Huhn, Rosinen, geschnittenen Mohrrüben und Quittenscheiben. Ein ausgezeichnet wohlschmeckendes und nahrhaftes Gericht, solange das Fett nicht ranzig ist.

Dies Mahl verlief unter Beobachtung strenger Etikette in würdevoller Stille — es war ziemlich langweilig. Endlich strichen sich die würdigen Herren ihre Bärte, sagten ihr Allahu akbar ! und defilierten nach vielen Salams heraus.

Der Wang lud uns dann in innere Gemächer, wo nach einiger Zeit seine Sängerinnen, große, schöngewachsene Frauen, uns Lieder vortrugen. Begleitet wurden sie von einem einzigen Musiker, der auf der si-tár, einem langhalsigen, violinenartigen Instrument, mit einem Roßhaarbogen außerordentlich anmutige Weisen hervorbrachte. Der Gesang dieser stattlichen Frauen — sie waren über die erste Jugend hinweg — war ganz verschieden von dem nasalen Geplärr der Araber und den, mir wenigstens, unerträglichen, schrillen Gesängen der Chinesen.

Ich bat den Wang, mir diese Sängerinnen nach Karachodscha zu senden, damit ich ihre Lieder auf meinem Phonographen aufnehmen könne.

Er hielt sein Wort. Bald nach unserer Rückkehr nach Karachodscha trafen die Damen in einer festlich geschmückten chinesischen Kutsche (sie wird dort ma-pa genannt) mit ihrem Gesinde ein und wurden von unserem Wirt mit vielen tiefen Dienern empfangen. Zwei Räume wurden für sie geleert. Sie wuschen und schmückten sich und wir empfingen sie in unserem, mit unseren roten Bettdecken festlich verhängtem Raum, wo ihnen der übliche Imbiß (dästärchán) vorgesetzt wurde.

Sie waren zuerst sehr nervös, beruhigten sich aber bald, zumal ihnen der französische Champagner ausgezeichnet schmeckte.

Ich holte dann den „Liederkasten" (nághma sandiiq) hervor, stellte den Trichter auf und bat die vornehmste, in den Apparat hineinzusingen.

Sie fürchtete sich ein wenig, nahm sich aber rasch zusammen und sang mit schmetternder Stimme in den Apparat — so laut zwar, daß die Vibrationen des Metalltrichters mit auf die Wachsrolle übertragen wurden.

Vergebens bat ich die zweite, leiser zu singen — beide Frauen waren doch etwas ängstlich. Sie schienen sich durch übermäßig lauten Gesang ihre Furcht vertreiben zu wollen.

Nachdem ich mehrere Lieder aufgenommen, dankte ich ihnen und entließ sie hocherfreut, eine jede mit einer russischen tila

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