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0139 Auf Hellas Spuren in Ostturkistan : vol.1
Buried Treasures of Chinese Turkestan : vol.1
Auf Hellas Spuren in Ostturkistan : vol.1 / Page 139 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000198
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Reise nach Komul, Aufenthalt dort, Aufbruch nach Kaschghar   95

men der Firma meines Großvaters in London, A. Le Coq & Co.,

London ! Es waren zwei Stoutflaschen der alten Firma!

Mein Großvater Le Coq, einer bekannten Berliner Hugenotten-

familie entstammend, hatte den Offiziersberuf gewählt und stand

Anfang der zwanziger Jahre des vorigen Jahrhunderts in Trier

beim 2. Rheinischen Husarenregiment Nr. 9. Die Tatenlosigkeit

jener Zeit trieb ihn bald aus dem Dienst; er heiratete eine Trierer

Dame und wohnte als sehr wohlhabender Privatmann in Eltville,

Kempten a. Rh. und zuletzt in Frankfurt a. M.

Im April 1833 fand das „Frankfurter Attentat" statt; die Gie-

ßener Studenten mit ihren Schlägern und die Vilbeler Bauern mit

ihren Heugabeln und Dreschflegeln zogen, etwa 60 Mann stark,

nach Frankfurt, um des heiligen deutschen Reiches Herrlichkeit

dort neu zu errichten. Leider fand ein ziemlich blutiges Treffen

statt; die Aufrührer wurden zersprengt und zwei junge Neffen mei-

nes Großvaters, Gießener Studenten von 1.7 und 19 Jahren, aus

der Bunsenschen Familie, flüchteten zu ihrem Oheim, der sie in

Wandschränken verbarg. Die Polizei drang bis in dies Zimmer vor,

fand die Gesuchten aber nicht. Sie mußten zehn Tage dort aus-

halten, dann führte mein Großvater sie, als Lakaien verkleidet, auf

seiner Kutsche nach der Schweiz.

Man begann aber in Frankfurt zu munkeln und, überhaupt der

Zustände in Deutschland müde, begab sich mein Großvater nach

London, wo er lange als Privatmann sehr zufrieden lebte und viele

Freunde in allen Gesellschaftskreisen erwarb.

Eines Morgens aber las er in seiner Zeitung, daß seine Bank

einen schlimmen Bankrott gemacht habe. Der Bericht war richtig

und er fand sich plötzlich ganz mittellos.

Seine englischen Freunde kamen ihm sofort zu Hilfe. Ein großer

Porterbrauer — sein Sohn wurde später ein Lord — bot ihm reiche

Geldmittel und die Vertretung seiner Brauereiinteressen für Ruß-

land an, wenn er einen eigens für dieses Land gebrauten Stout dort

einführen wolle.

Mein Großvater, obwohl kaufmännisch nicht geschult, griff zu.

Er begab sich nach Warschau, wo er durch seine Mutter, die jüngste

Tochter des Berliner Malers und Kupferstechers Daniel Chodo-

wiecki, zahlreiche polnische Verwandte hatte, die dem Adel, z. T.

dem hohen Adel, angehörten. Die Chodowiecki waren ursprünglich

selbst ein protestantisches, polnisches Adelsgeschlecht, welches in-

folge der Gegenreformation in Polen seine Güter verlassen hatte

und nach Deutschland geflüchtet war.

Mein Großvater trat nicht als Handlungsreisender auf, sondern