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0160 Auf Hellas Spuren in Ostturkistan : vol.1
Buried Treasures of Chinese Turkestan : vol.1
Auf Hellas Spuren in Ostturkistan : vol.1 / Page 160 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000198
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110   A. v. Le Coq, Turfanexpeditionen

ten Expedition gearbeitet worden, die auch den großen Turmbau (Stüpa), nahe der alten Stadtmauer von Kutscha mit gutem Erfolg bearbeitet hat. In Iläk waren schon große Buddhadarstellungen in den Korridoren auf die Wände gemalt, ganz wie in den späteren Siedlungen der Türkenzeit in der Oase von Turfan.

Gelehrten Radloff und Salemann einen Vertrag abgeschlossen, des Inhalts, dall die deutschen Expeditionen die späten Anlagen des Distrikts von Turfan , die Russen aber die noch unberührten älteren Siedelungen des Distrikts von Kutscha bearbeiten sollten. Die Russen sollten die Deutschen in Turfan, die Deutschen die Russen in Kutscha nicht stören.

Als ich aber nach Urumtschi kam, sagte mir der Arzt und Konsularagent der Russen, Dr. Kochanowskij, er sei überrascht über meine unerwartet schnelle Ankunft; er habe Briefe von den erwähnten russischen Herren bekommen mit der Aufforderung, er solle eiligst die Turfaner Siedelungen besuchen um für die russische Wissenschaft alles was an Bildern und Handschriften usw. zu finden sei, zu retten.

Ich war entrüstet über diese Handlungsweise der Petersburger Herren und teilte dem Arzt mit, daß wir eine anderslautende Abmachung mit ihnen getroffen hätten.

Kochanowskij erklärte mir aber, er wisse von solchen Abmachungen nichts, vielmehr läge eine Aufforderung vor, jene Dinge zu beschaffen und als russischer Beamter müsse er ihr nachkommen.

Er ritt auch vor uns nach Kara Chodscha und erwarb dort allerhand Altertümer, ohne jedoch Bilder von den Wänden losschneiden zu können.

Kochanowskij war ein anständiger Mann, und ich konnte seine Logik verstehen. Aber mir schien, als ob der von den Petersburger Herren geschriebene Brief unsere Abmachungen nichtig gemacht hätte. Ich meldete den Vorfall nach Berlin und bat, die Sache zu ignorieren, da kein großer Schaden entstanden sei. Es fand aber doch ein Wortwechsel statt und Kochanowskij schrieb mir einen gereizten Brief, indem er wiederholte , daß die von R. und S. erteilten Befehle ihm wichtiger seien als private Abmachungen — die Russen seien zuerst dort gewesen und hätten daher das größte Recht auf diese Altertümer usw.

Ich ritt nach Urumtschi und es gelang mir, durch Vorzeigung der Kopie meines Briefes ihn zu überzeugen, daß ich ihm keine Unannehmlichkeiten hatte bereiten wollen.

Die Briefe sind bei den Akten der II. Expedition.

Als Grünwedel kam , fragte ich ihm, ob er in Kyzil arbeiten dürfe; ich meinerseits hielte den Vertrag für aufgehoben.

Er gab an, sich mit R. und S. verständigt zu haben und ging auf meinen Vorschlag, in Kyzil und Kumtura zu graben, ein. Außerdem wußte ich , daß beide Orte im Distrikt von Bai lagen und daher vom Wortlaut des Vertrages nicht berührt werden konnten. Aber ohne das Doppelspiel der Petersburger Herren hätte ich Grünwedel nicht bestärkt in seinem zunächst sehr schwächlichen Entschluß, an diesen Orten zu graben.

Das volpeggiare colle volpe liegt mir gar nicht, aber dies Vorkommnis hatte mich sehr in Harnisch gebracht.

Kirisch liegt im Distrikt Kutscha, und der ältere Berezowskij machte uns sofort heftige Vorwürfe. Ich mußte mit dem alten Herren reden und ihn beruhigen — er drohte sogar, uns mit Waffengewalt zu vertreiben !

Die Herren Berezowskij waren gar nicht in der Lage, Wandgemälde ohne Beschädigung herauszuschneiden , aber da wir sehr bedeutende Erfolge erzielt hatten, lohnte es sich nicht, die Frage auf die Spitze zu treiben und wir gaben die Grabungen in Kirisch auf, um uns nach geschlossenem Frieden weiter nach Osten zu begeben.