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『東洋文庫所蔵』貴重書デジタルアーカイブ

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0165 Auf Hellas Spuren in Ostturkistan : vol.1
中央アジア秘宝発掘記 : vol.1
Auf Hellas Spuren in Ostturkistan : vol.1 / 165 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000198
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Arbeiten und Ergebnisse in Kyzil

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Die Stifterbilder erinnern auf den ersten Blick auf das schlagendste an Darstellungen in gotischen Grabkapellen. Da stehen die Männer mit gespreizten Beinen, sich auf den Zehenspitzen wiegend, in ihren langen, brokatenen oder wundervoll gestickten Röcken, mit dreieckigen Kragenpatten. Sie tragen den Rittergurt aus Metallscheiben; daran hängt ein langes, gerades Schwert mit Kreuzgriff und mit Pilzknauf oder Scheibenknauf, verblüffend ähnlich den europäischen Schwertern der Karolinger- und der frühgotischen Zeit. Auf der anderen Seite tragen sie den Dolch skythischer Form, daran häufig das Schnupftuch, welches erst im 16. Jahrhundert in Italien eingeführt wurde. Die Haare tragen sie gescheitelt und in einem bestimmten Stil zurechtgeschnitten. Einige haben weißes Haar, andere rotes. Die Farbe der Iris ist nirgends ausgemalt, so daß man nicht weiß, ob die Haare naturfarben, oder etwa gepudert oder mit Henna gefärbt sind (vgl. auch S. 105-6).

Neben den Rittern stehen die Gestalten der Damen. Alle im engen Mieder mit tiefem Brustausschnitt und Glockenärmeln, und mit Schellenbesatz an den spitz zugeschnittenen Schößen der Mieder. Sie tragen einen langen Schleppenrock, und ihre Haltung erinnert lebhaft an jene gezierte Körperstellung mit zurückgebogenen Schultern und vorgestrecktem Leib, die wir auf europäischen Bildern, von Holbein bis van Dyck, so häufig sehen. (S. 114.) Wenn nun aber auch bei genauem Zusehen die Ähnlichkeit mit unseren gotischen Darstellungen sich verwischt, merkwürdig und auffallend bleiben doch die Ähnlichkeiten in der Frauentracht und der Bewaffnung der Männer (s. auch Taf. 36):

Wenn man bei Chaucer, oder im Nibelungenlied, oder bei Wolfram von Eschenbach und Walther von der Vogelweide nachliest, was die europäischen Ritter und ihre Damen an Stoffen trugen, so findet man, daß es persische oder türkische Erzeugnisse waren. Waren die Stoffe aber orientalisch, so ist es nicht unmöglich, daß es auch der Schnitt war daß nämlich diese Kleidungsstücke schon fertig zugeschnitten nach Europa kamen.

Freilich liegt eine so lange Zeitspanne zwischen dem Datum dieser Bilder (um 700 n. Chr.) und dem nachweisbaren Auftreten ähnlicher Trachten in Europa, daß man über die Beziehungen einstweilen noch nicht urteilen kann. Aber im Osten wechseln Moden langsamer als bei uns, und die Abbildung eines Mannes auf einer kostbaren manichäischen Rolle aus Tun-hwang, die Sir A. Stein dort erwarb, zeigt genau die Tracht, deren sich noch heute, nach etwas mehr als tausend Jahren, die Bewohner Ostturkistans bedienen !

v. Le C o q, Turfan.   8