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0172 Auf Hellas Spuren in Ostturkistan : vol.1
Buried Treasures of Chinese Turkestan : vol.1
Auf Hellas Spuren in Ostturkistan : vol.1 / Page 172 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000198
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120   A. v. Le Coq, Turfanexpeditionen

kaschyapa die Füße des Herrn mit einem Kuß begrüßt hat. Dieser letztere Tempel gab uns das ganze Bild, welches sehr wohlerhalten nach Berlin gelangte und in seiner 4 zu 2 m großen Fläche die bekannte Legende vor Augen führt.

Nicht immer war der Aufenthalt in diesen Höhlen ohne Gefahr. So arbeiteten wir in der „größten Höhle" unter ständiger Aufmerksamkeit auf die Decke. Sie hatte große Risse und bei jedem Hackenschlag rieselte Sand herab oder kleinere Steine fielen in Menge auf die Arbeiter herab. Es gelang indes, ohne Unfall die Höhle zu entleeren. Sie war dadurch interessant, daß an den Wänden Reste von sehr frühen Bildern mit einigen syrischen oder soghdischen Charakteren gerade noch zu erkennen waren. Das Merkwürdigste war aber ein prachtvoller Fries, der an den großen Podien der Cella rechts und links entlanglief. Es waren Darstellungen von gegenständigen sassanidischen Enten im antiken Perlenmedaillon, die je ein Juwelenhalsband im Schnabel trugen. Auch dieser Fries konnte zum großen Teil geborgen werden.

Mit knapper Not entging ich einem Unglück in der „Einsturzhöhle". Ich hatte diese Höhle von ihrem Schutt gesäubert und eine große Menge hölzerner Figurenreste dort gefunden. Als ich mich auf der rechten Seite des Einganges an die Wand lehnte, fiel plötzlich ein schmaler Verputzstreifen, der am Fußboden an dieser Wand entlang lief, ab, und als ich betreten über diese Erscheinung, einige Schritte zurücktrat, schwang sich plötzlich ein ungeheurer Steinblock vollkommen lautlos aus der Wand heraus und stellte sich wuchtig unmittelbar vor die Spitze meines rechten Fußes. Ich habe diesen Ort verlassen. (Taf. 37.)

Ein sehr großer Tempel in der Nähe der Pfauenhöhle wurde von uns der „Figurentempel" genannt, weil auf an den Seiten angebrachten niedrigen Podien reihenweise außerordentlich schön im Gandharastil modellierte Statuen gestanden hatten, von denen die Unterteile zum Teil noch erhalten waren. (Taf. 39.) Rechts und links neben dem Kultbild an den Korridoreingängen hatten zwei Stelen gestanden, auf denen früher die Lehmstatuen in mehr als Lebensgröße einer weiblichen und einer männlichen Gottheit gestanden hatten. Beide Stelen waren umgestürzt und lagen im Schutt der Cella. Man sah, an den Spuren und Dübellöchern des Fußbodens, daß sie früher neben dem Kultbild gestanden hatten.

Die weibliche Figur war bis auf einige Reste zerstört. Der männlichen Figur war der Kopf abgeschlagen, aber der Körper war vollkommen erhalten, und auch der Kopf fand sich später im Schutt. Diese Stelen trugen Halbfiguren; nur der Oberkörper war, etwa