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0194 Auf Hellas Spuren in Ostturkistan : vol.1
Buried Treasures of Chinese Turkestan : vol.1
Auf Hellas Spuren in Ostturkistan : vol.1 / Page 194 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000198
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136   A. v. Le Coq, Turfanexpeditionen

Siedlung von Bäzäklik bei Murtuk auf seinen ausdrücklichen Wunsch für ihn reserviert hatte. Meine Gesundheit war durch ruhrartige Erscheinungen derartig geschwächt worden, daß ich mich hier von Grünwedel, von Bartus und dem Mirab verabschieden mußte, um allein den Weg nach Kaschghar anzutreten.

Nach meinem Abschied von der Expedition ließ ich die Kisten mit der Ausbeute der zweiten Expedition an Handschriften, und einige Kisten mit Zeichnungen und Pausen, die Grünwedel mir anvertraute, auf eine araba laden und schickte sie voran. Ich folgte zu Pferde auf meinem Braunen, überholte den Wagen bald und rastete allein in den zu dieser heißen Sommerzeit — es war Ende Juni — sehr wenig besuchten Serais. Brot, Tee, Teekessel und Tasse hatte ich bei mir, auch einen Filz als Bett und einen großen Lodenmantel als Bettdecke.

Das Pferd mußte, damit es nicht gestohlen wurde, mit in meinen Schlafraum genommen werden.

Ich besorgte es selbst. Luzerneheu fand sich im Serai, und ich errichtete dafür dem verschlafenen Wirt meinen Obolus.

Es ist nicht möglich, den „Weg" zu verlieren, die Telegraphenpfähle sind untrügliche Wegweiser.

Die ersten Stationen waren die einsamsten; von Aschmä an traf ich mehr Leute, und grade vor Yangihisar machte man mich auf ein merkwürdiges Heiligtum , hier meist „Chodscham" genannt, aufmerksam. Es führt den Namen „Kara-Sátschma mazäri", das Grabheiligtum des schwarzen Haares. Es war ein kühler, süßer Quell, in dessen klarem Rinnsal eine Art feinen Farnkrautes mit dünnen, langen, schwarzen Blattstielen wucherte.

Warum der Quell heilig war, konnte mir niemand sagen.

In den kleinen Ortschaften zwischen Bügür und Kutscha, die ich nunmehr passierte, kannten mich viele Leute; es waren frühere Patienten, die, auf die sich schnell verbreitende Nachricht meines Kommens, mich am Serai erwarteten und mir Milch und — leider — auch Früchte darboten. Hier gibt es eine besonders köstliche Pflaume, die einen feinen Reineclaudegeschmack mit dem der Aprikose vereint. Ich mußte mich der Früchte aber enthalten, weil die ruhrartigen Erscheinungen immer unangenehmer wurden. Auch Zahnschmerzen begannen mich zu quälen.

Aber — es war doch schön, durch die jetzt klare Luft der Steppe zu reiten, sie wirkt anregend wie ein Glas Sekt. Und wenn die Sonne sich abends senkte und man dem roten Glutball entgegen-ritt, freute man sich mit jedem Schritt, nach erfolgreicher Arbeit, der Heimat näherzukommen.