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0210 Auf Hellas Spuren in Ostturkistan : vol.1
Buried Treasures of Chinese Turkestan : vol.1
Auf Hellas Spuren in Ostturkistan : vol.1 / Page 210 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000198
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146   A. v. Le Coq, Turfanexpeditionen

wir. Die afghanischen Freunde des Mörders hatten aber die Steinmassen zum Teil heruntergerissen.

Auf der indischen Seite des Passes gelang es gerade noch, Sherer zu der Lagerstätte von Burtsi zu bringen; sie führt ihren tibetischen Namen nach einer Absynthpflanze, deren Wurzelstock ausgegraben wird und das einzige Brennmaterial bildet.

Hier versagten seine Kräfte, und wir mußten uns entschließen, einen Rasttag einzuschieben. Das Tal, in dem wir lagerten, war eine schauerliche, von riesenhaften kahlen Steinmassen umgebene wilde Klamm, in die seitlich eine kleinere Schlucht mündete. Ungeheuere Steinmassen waren hier durch die tobenden Gewässer der Schneeschmelze zusammen gehäuft, und der Eindruck der Zerstörung und die Erinnerung an die ungeheuren Kräfte, die hier gewütet hatten, machten das Tal zu einem unheimlichen Aufenthaltsort.

Die Karawanenleute waren höchst unzufrieden über diesen Rasttag. Ihr Pferdefutter, das man ja mitführen muß, das Holz und die Lebensmittel, waren bereits sehr knapp geworden. Am nächsten Morgen suchte ich Sherer auf und fand zu meiner Bestürzung, daß er sich nicht erheben konnte. Er hatte hohes Fieber; seine Zunge war wie glasiert und einmal in der Länge, zweimal in der Quere gespalten. Die Zähne umgab eine schmutzigbraune Kruste und der auf erschöpfenden Husten herausgebrachte Schleim   1
war braun gefärbt. In der Nacht hatte er Delirium gehabt.

Infolge dieser ernsthaften Entwicklung mußten wir einen zweiten Rasttag halten. Wir hielten eine Beratschlagung und es wurde beschlossen, daß ich Sherer mit dem Zelt, — ich kampierte im

Freien, — sämtlichen Mundvorräten, seinen Dienern und zwei ortskundigen Karawanenleuten, dort zurücklassen solle, die Kara-

wane über die nächsten 3 Pässe, übrigens die schwierigsten in

der ganzen Kette, nach Tibet herunterführen und dann mit Hilfe   ti

zurückkommen und ihn holen solle.

Am Abend aber gerieten die Karawanenleute in große Auf-   ry

regung und ich hörte, daß sie entfliehen wollten. Mein türkischer   y~

Diener kam bestürzt zu mir und sagte, daß sie des Nachts um

12 Uhr mit den Pferden aufbrechen und uns unserem Schicksal überlassen wollten. Ich hatte zum Glück noch einen großen Sack mit Weizenmehl mitgenommen. Weizenmehl, mit Gletscherwasser

angerührt, war die einzige Kost dieser Leute. Ich überreichte also den   Y~

Rädelsführern diesen Sack, bedrohte sie aber mit-dem Tode, wenn   t$,
sie den Versuch machen sollten, uns zu verlassen. Diese Nacht mußte ich mit dem Mauserkarabiner in der Hand aufsitzen, um

ki

Y