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0211 Auf Hellas Spuren in Ostturkistan : vol.1
Buried Treasures of Chinese Turkestan : vol.1
Auf Hellas Spuren in Ostturkistan : vol.1 / Page 211 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000198
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Rückkehr über den Himalaya

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den verräterischen Aufbruch, wenn er zur Ausführung kommen sollte, zu verhindern. Alles blieb aber ruhig.

Wir brachen mit Sonnenaufgang auf. Mein türkischer Diener hatte für mich nur Mehl mitnehmen können, und aus diesem Mehl machte er mit Gletscherwasser täglich sechs Kugeln, die mir zur Speise dienten. Das Mehl war weiß, seine Hände aber schwarz. Nach der Zubereitung war es umgekehrt.

In 81/2 Tagen erreichten wir über die furchtbaren Pässe Murghi und Saser, sowie über den leichteren Karaulpaß das Nubratal, in dem zum erstenmal wieder grüne Kulturen, Bäume und ebenes Land unser Auge erfreuten.

Die Gehöfte liegen je 15-20 km voneinander entfernt. Wir erreichten mittags den kleinen tibetischen Flecken Panamik in Ladak, von wo ich sofort Boten in alle Häuser und auf die nächsten Gehöfte schickte, um Brot backen zu lassen; die Tibeter haben ja keines und essen statt dessen nur gemalzten Weizen. Hühner, Eier, Milch, alles, was die ärmlichen Siedlungen zu bieten vermochten, wurde gegen teures Geld erworben und durch angeworbene Kulis auf die mutmaßlichen Lagerplätze geschickt.

Auch große Lasten köstlich duftenden Wacholderholzes ließ ich durch Ladakikulisl an diese Lagerstätten transportieren. Die

1 Es wäre mir wahrscheinlich unmöglich gewesen, die Kulis zu halbwegs annehmbaren Tagelöhnen zu mieten, wenn nicht ein hoher Beamter des Maharadscha sich zufällig in Panamik aufgehalten hätte. Dieser Mann besuchte mich. Es war ein stattlicher Dogra-Brahmane , der in England erzogen war, ausgezeichnetes Englisch sprach, und auch in seinem Wesen die Manier eines wohlerzogenen Engländers an den Tag legte. Dieser Mann veranlaßte die Kulis, für einen Lohn von 4 Annas anstatt der von ihnen verlangten Rupie zu dienen. Ich begrüßte ihn mit einem Händedruck und war erstaunt. dal) er alsbald, als er erfahren hatte, ich sei Deutscher, versuchte, allerhand Ungünstiges über die Engländer von mir zu erfahren. Vor allen Dingen hätte es ihn erfreut , dal ich ihm die Hand gereicht hätte. Er sagte mir: „Sie haben mir die Hand gegeben, die Engländer vermeiden das. Warum geben Sie mir die Hand und die Engländer nicht?' Ich war einigermaßen in Verlegenheit und antwortete ihm, wenn die englischen Herren es nicht täten , so würden sie wohl einen Grund dafür haben. Wir trennten uns in guter Freundschaft.

Als aber meine Diener die Rückreise antreten wollten, trat mein türkischer Diener Egämbärdi, in einem jämmerlichen, kleinen Pelzchen in mein Zimmer, um Abschied zu nehmen. Ich hatte ihm einen prachtvollen Wolfspelz in Yarkänd erworben und fragte ihn: „Du gehst jetzt zurück im Winter über die Pässe, wo hast du den Pelz, den ich dir gekauft habe?" Da sagte er: „O Herr! der Beamte hat mir diesen Pelz abgenommen und hat mir dieses schlechte Pelzchen gegeben."

Ich war außerordentlich entrüstet und lien den Mann kommen. Ich sagte ihm : „Sie haben einmal gefragt, warum die englischen Herren Ihnen nicht die Hand geben. Wenn ich gewußt hätte, wie Sie sich verhalten, so hätte ich das auch nicht getan. Warum haben Sie meinem Diener, einem armen Mann, seinen guten Pelz genommen und ihm dafür den schlechten gegeben, wo Sie doch wissen, dan er im Winter über die Pässe will?" Der Dogra geriet in grobe

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