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0014 Von Land und Leuten in Ostturkistan : vol.1
Land and People in East Turkistan : vol.1
Von Land und Leuten in Ostturkistan : vol.1 / Page 14 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000199
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EINLEITUNG

Aber Herr Radloff kannte den Buddhismus nicht, und seine Übersetzungen waren zum Teil grotesk, so daß Pischel F. W. K. Müller bat, die Übersetzung der buddhistischen türkischen Texte zu übernehmen. Dies geschah und in F. W. K. Müller's Dienstzimmer entstanden dann jene fabelhaft gelehrten Arbeiten, die unter dem Titel „Uighurica I—III" neue Lorbeeren um den Scheitel ihres trotz aller Genialität stets bescheidenen Urhebers flochten. Ich war mit der Sichtung der Handschriften betraut und habe an vielen Vorarbeiten teilnehmen dürfen. Oft saßen wir, Essen und Trinken vergessend, bis 7 Uhr abends über den Texten. Nie werde ich diese schönen, arbeitsvollen und erfolgreichen Tage vergessen. Ich habe damals himmlische Freuden genossen. Jeder Tag brachte Neues und Wichtiges.

Die manichäischen Texte in frühtürkischer Sprache sowie die wenigen Handschriften in türkischer „Runen"-Schrift hatte ich zur Bearbeitung übernommen. Der modernen, gesprochenen Sprache Ostturkistans, des Osttürkischen, war ich durch eifriges Studium und etwa zweijährigen Aufenthalt im Lande einigermaßen mächtig. In den Stunden, die ich in F. W. K. Müllers Studierzimmer verlebte, lernte ich sehr viel dazu und allmählich, nach sorgfältiger Durchsicht der damals vorhandenen Literatur, begann ich mit der Veröffentlichung der früh-türkischen manichäischen Texte. Es war ein gewagtes Unternehmen, da die Sprache von der buddhistischen Sprache derselben Zeit abweicht und die Realien unbekannt waren. Immerhin sind diese Arbeiten eine Grundlage geworden, auf der die nachfolgenden weiterbauen.

Schon 1912 sind durch Chavannes und Pelliot in Paris größere Beiträge zur Kenntnis der manichäischen Religion aus chinesischen Quellen geliefert worden, und die Übersetzung, durch die Herren Dr. Waldschmidt und Lentz einer großen chinesisch-manichäischen Manuskriptrolle in allerjüngster Zeitl hat neben anderen Arbeiten amerikanischer, belgischer, englischer, deutscher, französischer und russischer Gelehrter unser Wissen erheblich erweitert.

1 E. Waldschmidt und W. Lentz, Die Stellung Jesu im Manichäismus. Abh. d. Pr. Akad. d. Wiss. 1926, Phil. Histor. Klasse Nr. 4, W. d. Gruyter, Berlin 1926. Diese Rolle befindet sich im britischen Museum und stammt aus dem großen Schatz von Bildern und Handschriften, die Sir Aurel Stein der vermauerten alten Bibliothek in der großen Tempelanlage von Tun-hwang bei Sha-chou entnommen hat. Es ist sehr dankenswert, daß die Behörden des Britischen Museums, Dr. Barnett und Dr. L. Giles, mit der gütigen Einwilligung Sir A. Stein's den beiden jungen Gelehrten die Rolle zur Bearbeitung übergeben haben. Auch Herr Paul Pelliot, Paris, hat sie in der ihm eigenen liberalen Weise unterstützt.

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