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0018 Von Land und Leuten in Ostturkistan : vol.1
Land and People in East Turkistan : vol.1
Von Land und Leuten in Ostturkistan : vol.1 / Page 18 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000199
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EI.NL;EITUNG

gründung, daß es der chinesischen Regierung nicht möglich sei, in den „Westprovinzen" das Leben der eigenen Untertanen, viel weniger das von Fremden, genügend zu schützen.

Ich habe niemals glauben können, daß die Lage im Lande für Europäer bedrohlich sei und schrieb daher an den britischen Generalkonsul in Kaschghar, den besten Kenner der Verhältnisse im Lande, dessen überaus große Gastfreundschaft ich wiederholt genossen hatte, und zu dem ich das größte Vertrauen empfand.

Sir George Macartney antwortete alsbald — 24. August 1912 — und bestätigte meine Vermutungen. Er schrieb ... „daß allerdings von Dezember 1911 bis zum Mai 1912 eine Anzahl von Mordtaten an chinesischen Distriktbeamten durch Chinesen vorgekommen sind ; das erste Opfer war der Chiang-chun (Bannergeneral) des Ili-Tales, nach dessen Ermordung der Ili-Distrikt sich als unabhängige Republik ausrief. Lange Zeit verblieb die neue Republik in scharfem Gegensatz zu Urumtschi, der Hauptstadt der Westprovinzen. Diese Streitigkeiten wurden endlich (vor August 1912) ausgeglichen, und nunmehr herrscht Ruhe in Ili und im Norden Ostturkistans. Die Revolution in Ili hat aber ihren Nachhall in den im Süden angrenzenden Distrikten gefunden. Zuerst wurde der Taotai (Regierungspräsident) und der Präfekt von Aksu ermordet, nach ihnen die Ting-Kuan (Landdrost) von Kutscha und von Karaschahr, und zuletzt schlug auch die Stunde des alten Yuen Taotai von Kaschghar. Er und seine Gattin und der Hsiuenchang (Landrat) von Kaschghar wurden massakriert in der Nacht vom 7. Mai 1912 von einer Bande chinesischen Gesindels und fortgejagter Soldaten. Der Leiter der Mörder war ein chinesischer Schweinemetzger, namens Pien.

Am selben Tage wurde ein unbeliebter Militär-Mandarin in der Neustadt von Kaschghar ermordet. Auch andere Distriktbeamte fanden einen blutigen Tod, aber seit den letzten 21/2 Monaten haben die Mordtaten aufgehört, und das Vertrauen ist zurückgekehrt.

Es ist indessen in diesem Lande ein neues Element entstanden, welches verhindert, daß die Dinge zu ihrem normalen Zustand zurückkehren, nämlich die Bildung von Banden in den größeren Städten Kaschghar, Aksu, Yärkänd usw. — überhaupt überall, wo es chinesische Bummler gibt — durch den schlimmsten chinesischen Pöbel. Diese Banden haben für eigene Rechnung und ohne irgendwelche Erlaubnis sich zu einer Art Miliz zusammengetan, die die rechtmäßige Zivil- und Militärbehörden einschüchtert und von ihnen Geld erpreßt. Mit diesen räuberischen Erpressungen ist nichts, was patriotisch zu nennen wäre, verbunden; sie wünschen

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