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0038 Von Land und Leuten in Ostturkistan : vol.1
Land and People in East Turkistan : vol.1
Von Land und Leuten in Ostturkistan : vol.1 / Page 38 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000199
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DIE REISE NACH KASCHGHAR

So harmlos dieses kleine Tier auch ist — oft kann seine Gegenwart eine furchtbare Gefahr werden, denn es ist der häufigste Verbreiter der Pest, die in diesen Gegenden zuweilen entsetzliche Verheerungen anrichtet. Als Sir G. Macartney mit seiner Familie im Jahre 1908 auf Urlaub nach England ging, wählte er den Nordweg über den Thien-schan durch das Naryntal. Auf dieser Route muß man oft in Kirgisenjurten nächtigen. Macartney fand auf einer großen Strecke zwar die Jurten, aber die Bewohner lagen tot darin, auch die Haustiere waren entweder abgewandert oder ebenfalls der Seuche erlegen. Die Leichen waren bereits in Fäulnis übergegangen, wodurch die Pestbakterien abgetötet worden waren, doch ist es ein Wunder, daß die Reisenden der Ansteckung entgingen.

Am nächsten Tage überwanden wir den „Kleinen Ikizäk daban". Es hatte am Tage vorher stark geregnet, und der von den Karawanen begangene Teil des ungemein steilen Abstiegs war durch den Nachtfrost mit einer glasglatten Eisschicht bedeckt. An den wenig begangenen Rändern des Passes lag noch tiefer, gefrorener Schnee. Wir stiegen ab und stiegen zu Fuß, das Pferd am Zügel führend, unsern Weg herunter. Obwohl die Höhe dieses Passes verhältnismäßig gering ist, litten wir doch ziemlich stark an Atemnot. Ich fand meine auf der Himalaya-Reise 1906 gemachte Beobachtung, daß die Höhenkrankheit auf niederen Pässen lästiger sein kann, als auf höheren, von neuem bestätigte.

Wir übernachteten in der Grenzstation Irkäsch-tam, wo die Russen eine Telegraphenstation und ein Zollbureau hatten ; es gibt auch einen kleinen Bazar. Trotz aller Bemühungen ist es den Russen nicht gelungen, das Mißtrauen der Chinesen soweit zu beschwichtigen, daß sie den Anschluß des Endes der russischen Telegraphenlinie in Irkäsch-tam an das Ende der chinesischen Telegraphenlinie Peking—Kaschghar in letzterer Stadt erlaubt hätten. Man muß das sehr beklagen, kann aber das Mißtrauen der Chinesen sehr gut verstehen. Die Russen haben sie oft erbärmlich mißhandelt.

Gerade als wir Irkäsch-tam am zehnten Reittag verlassen hatten, trafen wir, nach Übersteigung des leichten Kara Daban, einen chinesischen Ingenieur, der das Gelände prüfen sollte für die Herstellung der erwähnten Verbindung. Schließlich wurde der Plan doch wieder aufgegeben. Wir kampierten im Lager Yighin.

1 Der Karakoram-PaB ist höher als der Sasser-Paß, man erkrankt aber seltener und weniger schwer an Höhenkrankheit auf dem ersteren als auf dem letzteren.

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