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0041 Von Land und Leuten in Ostturkistan : vol.1
Land and People in East Turkistan : vol.1
Von Land und Leuten in Ostturkistan : vol.1 / Page 41 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000199
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DIE REISE NACH KASCHGHAR

Am nächsten Morgen dauerte das Unwetter noch an, und wir beschlossen diesen dreizehnten Reisetag bei Kari Muhammed, unserm kirgisischen Wirt, zuzubringen. Wir bekamen hier, zum erstenmal seit Osch, Fleisch, und zwar gesottene Hammelrippchen, die uns sehr wohl mundeten.

Unsere kirgisischen Wirte besaßen große Herden von Schafen der Fettschwanzart, die den Namen „dumba" führt. Die Ablagerung von Fett vollzieht sich im Schwanz, der ungeheuer groß und schwer werden kann, so zwar, daß die schwachen Hinterbeine fast unter der Last zusammenknicken.

Ein Reisender — ich glaube es war der Amerikaner Atkinson — erzählt, daß die Kirgisen, um den Tieren die Last dieses Fettbehälters zu erleichtern, ein Stäbchen quer durch den Fettschwanz stecken und an den hervorragenden Enden Räder befestigen, so daß das Gewicht auf diesen Rädern ruht. Ich habe das nie gesehen, und leider auch vergessen, bei Kirgisen anzufragen. An sich ist es nicht unmöglich: im Fett fehlt es an Blutgefäßen und Nerven und die Einführung des Stabes würde wohl kaum Schmerz oder größere Entzündung hervorrufen. Vielleicht ist es aber bloß eine Eulenspiegelei. Alt ist sie jedenfalls, denn ganz ähnliches berichtet schon der alte Herodot.

Die kirgisischen Jurten sind, wenn gut gehalten, sehr angenehme Aufenthaltsorte. Der Fußboden wird mit schönen Teppichen bedeckt, die durch besondere Muster auffallen. Es sind Blumen in Achtecken, oder bloß verschnörkelte, aneinander gereihte Achtecke. Die Farben sind fast immer dunkelblau mit roter Musterung; der meist blaue Grund ist zuweilen auch schwarz. Ich erwarb später einige dieser Teppiche, die übrigens im Handel fehlen. Es war unterhaltend zu sehen, wie die Karawanenleute und müßige Kirgisen, als ich mit dem Eigentümer zu handeln anfing, sogleich lebhaften Anteil nahmen und durch Zurufe wie „Gib mehr!", Lass' nach!" den Handel zu beeinflussen suchten. Ja, als ich schließlich, des Schachers müde, den Ankauf aufgeben wollte, sprang einer der Leute vor, nahm meine rechte Hand und die des Teppichbesitzers, legte sie ineinander, richtete einen Stoßseufzer an Allah und machte dann einen neuen Vorschlag, etwas mehr als ich geben wollte, etwas weniger als der Verkäufer nehmen wollte. Der Vorschlag wurde angenommen, hocherfreut schlug der Mittelsmann unsere Hände auseinander und verlangte dann sogleich eine kleine Belohnung für seine Hilfe, die ich ihm nicht abschlug. Die Teppiche waren billig erworben worden. Als aber die anderen Zuschauer und Mithandelnden auch ähnliche Ansprüche

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