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0043 Von Land und Leuten in Ostturkistan : vol.1
Land and People in East Turkistan : vol.1
Von Land und Leuten in Ostturkistan : vol.1 / Page 43 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000199
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Aufenthalt in Kaschghar

Wir mußten gleich aufladen und unsere Siebensachen in das Britische General-Konsulat bringen lassen, wo in der „MähmänChänä", dem „Haus der Gäste", eine Reihe bequemer sauberer Zimmer für uns bereit stand. Auch ein Bad gab es, und nachdem wir uns ordentlich gesäubert hatten, fühlten wir uns glücklich, nach langer Entbehrung, wieder in kultivierter Umgebung zu sein. Freilich war Tschini Bägh, der Hügelgarten auf dem die alte „Political Agency" gestanden hatte, ganz verändert. (Taf. 1.) Bier stand jetzt ein großer, festungsartig ummauerter Gebäudekomplex, das neue Britische General-Konsulat: endlich hatte die Londoner und die Indische Regierung eingesehen, was sie an ihrem Vertreter in Kaschghar besaß; Sir G. Macartneyl war aus dem PoliticalAgent

1 Sir G. Macartney stammt aus der alten schottischen, später in Irland ansässigen Familie des ersten englischen Gesandten am chinesischen Kaiserhof, George, Earl of Macartney (1737-1806) und ist ein Sohn des bekannten Sir Halliday Macartney, der lange Jahre Privy Councillor der Chinesischen Botschaft in London war. Ich habe niemals einen Diplomaten getroffen, der so gut wie Sir George befähigt gewesen ware, den Charakter der Menschen zu ergründen. Besonders das Wesen der Chinesen verstand er vollkommen ; er sprach ihre Sprache vortrefflich, kannte ihre Vorzüge und Fehler, ihre Vorurteile und Neigungen usw., wie kaum ein anderer Europäer. Auch die Türken kannte er sehr gut und wußte sie richtig zu behandeln. Ein Mann von überragender Intelligenz, ganz außergewöhnlichen Kenntnissen, der vornehmsten Ehrlichkeit und dabei doch jede List und jede Ausflucht sofort durchschauend, war er, nachdem Exc. Pietrowskij seinen Posten in Kaschghar verlassen und sein mehr auf Gewalt beruhender Einfluß damit aufgehört hatte, wirklich der König von Kaschgharien. Obwohl die indische (oder englische) Regierung ihm nicht einen einzigen Soldaten zum Schutz seiner Familie und des Konsulats bewilligt hatte, während die Russen an 2000 Mann mit Maschinengewehren ins Land geschmuggelt hatten, war doch Macartney, und nicht der russische Generalkonsul, der Herr der Lage. Nur seiner Klugheit und seiner Geschicklichkeit glaube ich es zuschreiben zu müssen, daß die Unruhen der chinesischen Revolution in Kaschghar nicht mehr Opfer gefordert haben, vielmehr daß dort nicht alles drunter oder drüber gegangen ist. Es war die Macht der Persönlichkeit, die trotz jeden Mangels äußerer Gewaltmittel, alle Schwierigkeiten überwand.

Die Chinesen, bei denen er den Namen Ma-siauye oder der kleine (i. e. junge) Herr Ma" (der große (alte) Herr Ma war sein Vater Sir Halliday oder der Gesandte !) führte, haben ihn sehr verehrt und geliebt. Ich bin überzeugt, daß kein anderer Engländer in den heutigen chinesischen Unruhen seinem Lande bessere Dienste hätte leisten können als er. Was mich angeht, so bewundere ich an ihm besonders seine unbeirrbare, edle Humanität.

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