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0047 Von Land und Leuten in Ostturkistan : vol.1
Land and People in East Turkistan : vol.1
Von Land und Leuten in Ostturkistan : vol.1 / Page 47 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000199
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AU'OENTHALT IN KASCHGHAR

in Urumtschi ausgestellt, sondern nur von einer Lokalbehörde. Aber Urumtschi ist weit und Kaschghar ist nahe ; diese Dokumente waren vollkommen genügend, um uns in Kaschghar, Aksu und Kutscha zu schützen und uns in den beiden letzteren Distrikten die Arbeit zu erlauben, bis unsere durch Gerüchte natürlich noch stark übertriebenen Erfolge in Kyzil und Kum-Tura in Urumtschi ruchbar wurden. Der Verwaltungsbeamte (Tong-Nung) in Kutscha muß dann einen Verweis erhalten haben: sein von Anfang an befangenes Wesen wurde schließlich so ablehnend feindlich, daß ich vorziehen mußte, mich mehr nach Westen unmittelbarer unter Macartneys Fittiche zu begeben. Über die näheren Umstände berichte ich später ausführlich.

Bei einem Besuch bei Herrn Socoff zeigte mir dieser eine außerordentlich interessante buddhistische Reliquie, die ihm Isa Chan, der Aksakal oder Vorsteher der türkischen Kaufleute aus Ferghana (russische Untertanen) als Geschenk zugesandt hatte. Es war eine mehr als doppelfaustgroße rundliche Art Dose aus hartem dunkelbraunem Holz — wie es in Turkistan nicht vorkommt ! —, deren Durchschnitt die Form eines Pipalblattes (Ficus religiosa) aufwies. Sie öffnete sich mittels eines Scharniers und enthielt in der hohlen Innenseite rechts eine in indischer, links eine in europäischer Weise sitzende Buddhafigur aus einem halbdurchsichtigen Lack (Bernstein ?). Die Figur auf der rechten Seite hatte eine kleine goldene Reliquiendose enthalten, zu deren Erlangung der Finder die Figur beschädigt hatte. Auf der linken Seite war unter der Figur eine runde Vertiefung in das Holz gebohrt, welche zur Aufnahme einer kleinen Schriftrolle diente. Diese Rolle bestand aus einem glänzend polierten dünnen, elastischen Goldstreifen, 2,5 cm X 9 cm groß ; am inneren Ende befand sich genau wie bei den papiernen Buchrollen, ein ebenfalls poliertes goldenes Stäbchen, um das der Goldstreifen aufgewunden war. Eine dreizeilige Aufschrift in glänzend schwarzen wunderschön geschriebenen Bráhmi-Lettern befand sich auf beiden Seiten des Streifens. Ich versuchte diese Reliquie von Herrn Socoff zu erwerben. Er ging aber nicht darauf ein, da er sie der russischen Akademie zu Petersburg zu überweisen gedachter.

1 Leider ist der interessante Gegenstand nicht dorthin gelangt. Wie ich später in Kutscha hörte, ist der Erwerb dieses Gegenstandes für Isa Chan Aksakal, das dortige Haupt der türkischen Kaufleute aus Russisch-Turkistan, eine Quelle des Verdrusses geworden, für mich aber ein interessantes Beispiel dafür, wie indische Anschauungen, nachdem der Islam den Westen des Landes seit 1000 Jahren beherrscht, heute noch im Volke weiterleben. Ein Mann aus Chotän, ein Vagabund und Schatzgräber namens Ak Mullah Hadschim brachte die Reliquie etwa 2 Mo-

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