National Institute of Informatics - Digital Silk Road Project
Digital Archive of Toyo Bunko Rare Books

> > > >
Color New!IIIF Color HighRes Gray HighRes PDF   Japanese English
0050 Von Land und Leuten in Ostturkistan : vol.1
Land and People in East Turkistan : vol.1
Von Land und Leuten in Ostturkistan : vol.1 / Page 50 (Grayscale High Resolution Image)

New!Citation Information

doi: 10.20676/00000199
Citation Format: Chicago | APA | Harvard | IEEE

OCR Text

 

AUFENTHALT IN KASCHGHAR

Auswanderer entstanden, die sich augenscheinlich eines recht behaglichen Wohlstandes erfreuen.

Nach einigen Tagen, die wir den offiziellen Besuchen bei den Behörden, und den freundschaftlichen bei alten Bekannten wid-

meten, begannen wir mit der Beschaffung von Transportmitteln. Pferde, die sonst 30-40 Rubel gekostet hatten, mußten nunmehr mit 100-120 Rubel bezahlt werden. Auch die Miete für Arabas, die großen landesüblichen Karren mit je zwei mannshohen Rädern, betrug mehr als das doppelte des früheren Preises.

Bei unseren Vorbereitungen gingen einige entzückende Tage allzuschnell dahin. In dem schönen Heim der Macartneys genossen

wir noch, voller Dank, die Wohltat der anglo-indischen Gastfreundschaft, die meines Erachtens das non plus ultra aller Gastfreundschaft ist.

Auch in Rußland — in der alten Zeit — war man gastfrei im allerhöchsten Grade. Aber man bemühte sich allzusehr um den Gast, so zwar, daß diesem kein freier Augenblick blieb ; er wurde gewissermaßen ein Sklave der Liebenswürdigkeit seiner Gastgeber. In England war man in diesen Verhältnissen immer außerordentlich liberal; in Indien — unter Anglo-Indiern — war die gut eingeführten Fremden gegenüber geübte Gastfreundschaft derartig großzügig, rücksichtsvoll und liebenswürdig, daß jeder, der sie genossen hat, nur mit bewundernder Dankbarkeit daran zurückdenken kann.

Wir beide, Bartus und ich, die dieser Gastfreundschaft im vollen Maße teilhaftig wurden, werden ihrer stets mit Freude und Dankbarkeit gedenken.

Ein kleines Erlebnis mit einem Raubvogel erregt vielleicht die Aufmerksamkeit der Zoologen. In den hohen Pappeln — in diesem Lande entwickelt die Terekpappel (Populus albus) wenn jung und gut bewässert, in einem Sommer Triebe von 3-4 m Länge — des Konsulatgartens hatten sich mehrere Familien von Weihen angesiedelt, deren Gegenwart andere harmlosere Vögel verscheuchte. Lady Macartney bat mich, sie zu vertreiben, und ich schoß zwei Pärchen ab. Ein drittes Paar hatte in einer hohen Pappel sein Nest, das ich erst nach langem Suchen fand. Die Mutter brütete, und es gelang, mit einem Schrotschusse Nest, Gelege und den brütenden Vogel zu treffen.

Am nächsten Tage ging ich ohne Hut durch den Garten, als zum Schrecken der mich begleitenden jungen Kinder Macartney's der männliche Vogel sich plötzlich auf meinen Kopf stürzte und mich mit Fang oder Schnabel leicht verletzte. Einige Handbewegungen genügten, den Vogel zu verscheuchen. Sein Verhalten,

32