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0060 Von Land und Leuten in Ostturkistan : vol.1
Land and People in East Turkistan : vol.1
Von Land und Leuten in Ostturkistan : vol.1 / Page 60 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000199
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DIE REISE NACH KUTSCHA

Die Ruinen am Wege nach Tumschuk hatten schon im Winter 1905/6 mein Interesse wachgerufen. Inzwischen hatte Prof. Paul Pelliot dort gegraben, und zwar in den Ruinen an den Klippen nördlich vom Wege, wo ein ähnlicher Höhenzug, wie der sogleich zu beschreibende, südlich vom Wege gelegene, in die Ebene vorstößt. Er hat bedeutende Erfolge erzielt. Von ganz besonderer Schönheit und kunstgeschichtlich wichtig ist eine Reliefgruppe aus gebranntem Ton in hellenistisch-sassanidischer Formengebung. Dargestellt sind fünf Personen — einige sind ohne Zweifel zerstört — zwischen senkrechten Ornamentbändern (vergl. Maybon, „L'art bouddhique etc., La Mission Pelliot (1906-1909" in „L'Art décoratif", Paris, 1909, pp. 49-65). Diese nördlichen Ruinen waren auf das furchtbarste von Feuersbrunst zerstört worden, und zwar anscheinend schon in früher Zeit. Ich möchte annehmen, schon im 6. oder 7. Jahrhundert unserer Aera.

Unweit von der von Prof. Pelliot untersuchten großen Ruine nach Osten hin, steht ein modernes muhammedanisches Kuppel-grab aus gebrannten Ziegeln. Es ist durch Erdbeben stark zerstört, so daß ich sehen konnte, daß die durch die halbkugelförmige Kuppel nicht geschlossenen Ecken des quadratischen Baues mit „Stalaktiten"-Zwickeln geschlossen waren. Die Eingeborene sagten mir, dieses Grab sei vor etwa hundert Jahren von einem indischen Muhammedaner türkischer Abstammung (einem Mughal) namens Tochtasch Imam für seine Tochter Züwide Büwi (Zubeidä Bibi) errichtet worden. Daß indische Muhammedaner heute noch Wallfahrten zu den heiligen Stätten Ostturkistans unternehmen, war mir schon im Jahre 1905 in Tuyok bekannt geworden (vgl. Auf Hellas Spuren", S.81).

In der Nähe dieses Grabes fiel mir eine kreisrunde Bodendepression auf, in der riesige Mengen von Scherben, besonders von grün und blau glasierten Tongefäßen, in allerhand Schutt zerstreut lagen. Einige Spatenstiche ergaben, daß eine Mauer aus gebrannten Ziegeln diese runde Depression umgab und einer der Leute aus Tumschuk nannte diese Ruine den „Kumdán", welches Wort er mir als den Brennofen einer Töpferwerkstatt erklärte. Ob dieses Wort mit dem Namen der Stadt Kumlanöu in der Mongolei in Beziehungen gebracht werden darf, steht dahin. Es würde dann ungefähr zu übersetzen sein mit „Ort wo es Töpferofen gibt" (Kumlan = Kumdan Töpferofen; 6u = culs Ort).

Diese Nordanlage war augenscheinlich ebenso wie die Anlage im Süden mit Befestigungen versehen. Die beiden Festungen auf den Klippen am Süd- und Nordrande des Weges schützten

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