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0065 Von Land und Leuten in Ostturkistan : vol.1
Land and People in East Turkistan : vol.1
Von Land und Leuten in Ostturkistan : vol.1 / Page 65 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000199
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DIE REISE NACH KUTSCHA

die ihnen naheliegenden Tempel und Klöster und beherrschten den zwischen ihnen hindurchführenden Weg, der einen Teil der berühmten „Seidenstraßen" bildete.

Die Klippen am Südrand des Weges teilen sich in drei sporn-artig die Ebene hineinragende Vorsprünge. Jeder dieser Vorsprünge trägt einen Komplex von Ruinen, deren Mauern nur wenig aus dem Schutt und den vom Wind herbei geführten Lößanhäufungen hervorragen. Diese Ruinen waren mit starken Mauern versehen.

Kleine Funde von Bruchstücken von Holzschnitzereien, korrodierte Münzen, Scherben u. dergl. ließen vermuten, daß hier Altertümer zu finden seien, und wir beschlossen, einer Voruntersuchung einige Tage zu widmen.

Der Aksakal der britischen Untertanen warb mir einige Bauernburschen als Arbeiter an. Wir mußten einen ziemlich hohen Lohn bezahlen, nämlich 3 miskal per Kopf (1 sär im Werte von 2.50 bis 3.— M. hat 10 miskal), aber die Leute lehnten es rundweg ab für weniger Geld zu arbeiten. Am Montag Morgen begannen wir die Arbeit auf der niederen mittleren Klippe. Auf der Nordost-Ecke wurde ein stark zerstörter Stupa runder Form auf einem eckigen Sockel bloßgelegt. Er war von quadratischen Mauerresten um-

eben. Am Westabhang fanden wir, in den lockeren Stein geschnitten. und mit Luftziegeln ausgemauert, 3 große schachtartige Vorratskammern ; sie waren nur nach oben geöffnet und enthielten, die eine eine Menge Hirse, die andere eine große Anzahl Pfirsichkerne. Die dritte war ganz leer.

Bartus grub mit einigen Leuten auf der Westklippe ; hier wurde die grünglasierte Scherbe eines sassanidischen Kruges gefunden, sowie mannshohe, von hufeisenförmigen Bogen gekrönte Türpfosten, aus starken Bohlen — vermutlich aus Ulmenholz geschnitzt. Jeder Pfosten trägt einen halben Torbogen. Bisher sind derartige Bogen, besonders in Kyzil, nur von Miniaturgebäuden gefunden worden, wie sie in Darstellungen aus dem Leben des Buddha, Wiedergeburtslegenden usw., in Holzschnitzerei ausgeführt, verwendet wurden. Dieser Fund lehrt, daß diese Form des Bogens tatsächlich in Bauten vorkam und zwar, da die Anfänge der Anlagen von Tumschuk in sehr alte Zeiten zurückreichen, wohl schon im 3.-6. Jahrhundert unserer Aera.

Am zweiten Tage unseres improvisierten Aufenthalts gruben wir auf der Ostklippe ' und fanden im Süden der Hauptanlage die Grundmauern eines kleinen Tempels, dem Stil nach einer späteren, der uigurisch-türkischen,Zeit angehörend. An der Rückwand der Cella befand sich die Nische für das auch hier zerstörte Kultbild ; der

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