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0068 Von Land und Leuten in Ostturkistan : vol.1
Land and People in East Turkistan : vol.1
Von Land und Leuten in Ostturkistan : vol.1 / Page 68 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000199
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DIE REISE NACH KUTSCHA

diesen ungekünstelten Genuß gekostet hat, wird ohne heftiges inneres Sehnen daran zurückdenken!

Die nächste Station Tschöl Kuduk (= Schachtbrunnen der Wüste) verdankt ihre Existenz einem solchen künstlichen Brunnen und ist wiederum ein ganz erbärmliches Nest. Am nächsten Tage (14. Juni) aber erreichten wir die große schöne und reiche Oase von Ai Köl, die durch die ausgezeichnete Vortrefflichkeit ihrer mehr als faustgroßen, schneeweißen, duftenden Pfirsische berühmt ist. Wir waren, da es schauderhaft heiß war, um 142 Uhr nachts aufgebrochen und erreichten den Flecken etwa um 8 Uhr. Aber sowohl Bartus wie ich waren über die Maßen ermüdet ; in dem abscheulichen „dän" (Rasthaus) zu Tschöl Kuduk hatten wieder kämpfende Hengste uns um die nötige Ruhe betrogen.

Hier zeigten sich zum ersten Male mit größerer Heftigkeit die lästigen Symptome jener Darmverstimmung — der größten Gefahr dieses Landes ! — die mich später in so große Lebensgefahr bringen sollte.

Am 15. Juni brachen wir um 3 Uhr morgens auf und passierten gegen 9 Uhr den gerade sehr vollen reißenden Aksu-Strom. Eine Anzahl fast nackter Bauernburschen warteten an der bequemsten Furt und führten unsere Wagen und uns selbst durch die wirbelnden Wasser; wir waren froh, als wir diese stürmenden Wassermassen ungeschädigt hinter uns hatten.

Die Neustadt (die befestigte Stadt der chinesischen Garnison, türk. Yangi-Schahr) erreichten wir um 10 Uhr, fanden aber alle Serais so übervoll, daß wir nach einigem erfolglosen Suchen beschlossen, die etwa 7km weiter nördlich gelegene alte oder mohammedanische Stadt aufzusuchen. Sie liegt in einer typischen Lößlandschaft und ist zwar ziemlich wohlhabend, bietet aber dem Auge nichts Angenehmes. Schmutzige, ungepflasterte Straßen, eingesäumt von Luftziegelbauten und Gartenmauern.

Auch hier waren die Serais zum Platzen voll; unser Begleiter aber, den der Taotai von Kaschghar uns mitgegeben hatte, nahm unsere Visitenkarten in das Yamen (Amtshaus) des Taotai von Aksu und der ließ uns freundlicherweise einige große Räume im besten Serai räumen.

Die ausquartierten Inhaber dieser Räume waren drei Damen der Halbwelt (Taf. 7), von denen zwei Schwestern waren. Es waren stattliche große Mädchen mit breiten und hohen Stirnen und scharfgeschnittenen Nasen. Sie stammten aus Sarik-kol und hatten weit mehr iranischen als ostasiatischen Typ. Die dritte dieser

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