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0069 Von Land und Leuten in Ostturkistan : vol.1
Land and People in East Turkistan : vol.1
Von Land und Leuten in Ostturkistan : vol.1 / Page 69 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000199
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DIE REISE NACH KUTSCHA

Frauen war eine kleine rundliche Türkin aus Aksu. Ihr Gesicht trug ausgesprochen ostasiatischen Charakter.

Diese Damen beschwerten sich über ihre Vertreibung, und da ich sie zu photographieren wünschte, sandte ich Egämbärdi in ihre neue Wohnung, die sie mit zwei anderen Halbweltdamen teilten. Gegen eine Entschädigung waren alle fünf bereit, ihre Bilder machen zu lassen.

Die zwei anderen Mädchen (Taf. 7) waren aus Aksu oder dessen Umgebung ; ihre Züge waren stark ostasiatisch. Das schwarze Haar war besonders grob. Wahrscheinlich hatten sie kirgisisches Blut, denn der Verkehr der Stadt Aksu mit dem von diesen Nomaden bewohnten Gebirge, und mit Südsibirien ist recht lebhaft. Eine von ihnen hatte einen Kropf von bereits ziemlich beträchtlicher Größer.

Es war dasselbe Serai, in dem wir im Jahre 1905 gewohnt hatten, und wir fanden hier das seltsame water-closet (ohne Wasser!) wieder vor, das uns damals so verblüfft hatte. Es hatte drei Stockwerke, die sich genau übereinander erhoben. Ein weiser Mann benutzte nur die oberste Etage.

Nachdem wir etwas geruht hatten, empfingen wir Besuche. I)ie Afghanen kamen, prachtvolle große Männer mit reichem schwarzen

1 Der Kropf ist eine ungemein häufige Krankheit in dem ganzen Lande zwischen Yarkänd und Bai. Er kommt in ungeheuerlichen Größen und seltsamen Formen vor; manchmal gleicht er einer riesigen, unter der Haut des Halses verborgenen, Weintraube, deren einzelne Beeren, von Taubeneigröße, sich beim Sprechen und Atmen hin und her bewegen. Es ist ein erschütternder Anblick.

Die Ursache der Krankheit (die in Wirklichkeit durch besondere Eigenheiten des Trinkwassers bedingt sein soll) wird durch eine mohammedanische Legende folgendermaßen dargestellt: In alten Zeiten lebte ein Prophet namens Salihä paighambär (wohl der Prophet Sálili des Koran), der in Ost-Turkistan für den Patron (p. pir) der Schuster gilt. Er ernährte sich durch die Anfertigung von Schuhen und Stiefeln und besaß ein Kamel, das in zauberhafter Weise die größten Entfernungen im Nu zu überwinden vermochte. Wenn der Prophet Geld brauchte, pflegte er eine Anzahl Stiefel usw. in die Satteltaschen des Tieres zu stecken und es fortzuschicken. Es besuchte dann im Fluge alle Städte Turkistans ; die frommen Gläubigen entnahmen ihren Bedarf aus den Satteltaschen und legten dafür die Kaufsumme hinein, worauf das Tier am Morgemsich wieder bei seinem Herrn einstellte.

Aber bei einer dieser Geschäftsreisen kam es nach Poskam, einem reichen Flecken bei Yárkänd; hier wohnten böse Buben, die die Stiefel raubten, das Kamel aber töteten und verspeisten. Durch seine prophetische Kraft ward Sälïhä sofort von dieser Untat unterrichtet. Er verwünschte die Übeltäter, die grade den Schmaus begonnenen hatten, und infolge dieses Fluches blieben den Räubern Stücke des Fleisches in der Kehle stecken, wo sie als Kropf festwuchsen (aus A. v. Le Coq, Volkskundliches aus Ost-Turkistan, D. Reimer, Berlin 1916).

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