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0071 Von Land und Leuten in Ostturkistan : vol.1
Land and People in East Turkistan : vol.1
Von Land und Leuten in Ostturkistan : vol.1 / Page 71 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000199
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DIE REISE NACH KUTSCHA

         
             
 

Ich habe mich nie daran gewöhnen können, und mein Ansehen bei den Muhammedanern litt keineswegs durch meine Ablehnung zahlreicher Gerichte.

In einem der Säle des Yamens sah ich ein Tigerfell, das als Teppich hergerichtet war. Man hatte ihm grüne Augen eingesetzt und das Gesicht mit Stoffen und Bändern in phantastischer Weise zurechtgemacht. Ich fragte, wo das Fell herkäme und erfuhr, daß es vom Lop-nor stamme. Die dortige Bevölkerung, die angeblich eine besondere Menschenrasse sein soll, stellen dem Tiger nach, weil die Chinesen alle Teile seines Körpers als medizinisch betrachten und große Summen dafür bezahlen. Wie die frischen Geweihe („im Bast") des gewaltigen Thienschan-Hirsches, gelten die Knochen und gewisse Eingeweide usw. des Tigers für wirksame Aphrodisiaca. Die Jäger sollen ziemlich vorsichtig zu Werke gehen; das Ungeheuer wird in (russischen) Schlageisen gefangen und durch Schüsse aus den langen und schweren Luntenflinten getötet.

Der Taotai merkte, daß ich mich sehr lebhaft für das Fell interessierte und bot es mir als Gastgeschenk an.

Beim genaueren Betrachten hatte ich aber bemerkt, daß die Ohren, die borstigen Haare um die Lippen und ein Teil des Schwanzes, sowie alle Zähne fehlten, und ich bat den Taotai, mir lieber ein anderes, vollkommenes Fell zu besorgen. Er versprach es und hielt auch sein Versprechen: als wir im Winter wieder nach Aksu kamen, verehrte er mir ein ziemlich vollkommenes Fell, daß er sich aus der Gegend von Kurla, im Lop-nor-Gebiet verschafft hatte'.

         
       

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1 Das Fell ist durch Vermittlung meines verehrten Freundes und entfernten Verwandten, des Herrn Dr. A. Jassoy in Frankfurt a. M., in das Senkenbergische Museum zu Frankfurt gelangt.

Herr Dr. E. Schwarz beschreibt es im „Zoologischen Anzeiger", Bd. XLVII, Nr. 12, 18. August 1916, wie folgt :

Zwei neue Lokalformen des Tigers aus Zentralasien (Tiger von Lop-nor und aus dem Ili-Tale). Die beiden hier beschriebenen Tigerformen bilden mit Felis tigris septentrionalis Satunin von Lenkoran eine kleine, wohlabgegrenzte Gruppe. Sie haben alle einen graden Rücken, ungestreifte Vorderbeine, gewisse Besonderheiten in Rückenzeichnung und Schädel und eine Tendenz zur Entwicklung von Nacken-, Schulter- und Bauchmähne. Der Lop-nor Tiger wurde von Prof. v. Le Coq, Berlin, von seiner letzten Turfan-Expedition mitgebracht . . .

. . Felis tigris lecoqi subspec. n. Ein sehr hell gefärbter Tiger mit regelmäßiger Zeichnung, auf der Vorderseite ungestreifte Vorderbeine, mit angedeuteten Schulterbüscheln, kurzer Nackenmähne, dichten Backenbart und wenig verlängertem Bauchhaar. Den Winter mit dichtem Winterpelz.

Rückenstreifen in vier längs angeordneten Systemen, die nur selten zu durchgehenden Streifen verschmolzen sind. Schulterzeichnung mäßig ausgebildet;

         
         
         
         
   

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