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0079 Von Land und Leuten in Ostturkistan : vol.1
Land and People in East Turkistan : vol.1
Von Land und Leuten in Ostturkistan : vol.1 / Page 79 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000199
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DIE REISE NACH KUTSCHA

Am nächsten Morgen machte ich dem chinesischen Beamten, der die Macht ergriffen hatte, meine Aufwartung. Er führte den militärischen Titel Tong-nung (in türk. Aussprache) und war Soldat geblieben; der zivile Verwaltungsbeamte war neben ihm eine Null. Früher war er ein niederer Militärmandarin gewesen, der sich hauptsächlich mit Hazardspiel, Trunk u. dgl. beschäftigt hatte.

Während der Unruhen der Revolution kam er nach Kutscha, warb sich einen Anhang unter den kriminellen Klassen der Bevölkerung, erschoß den Amban (hier etwa Landrat) und setzte sich an seine Stelle, wo er sein altes Leben fortführte.

Infolge dieser Auskünfte hätte ich gern jede Berührung mit diesem Mann vermieden, aber Macartney hatte mir geraten, gute Beziehungen zur Beamtenschaft zu unterhalten, und so ging ich in das Yamen (Amtsgebäude).

Mein alter Diener Maksűd Beg, den ich wieder eingestellt hatte, begleitete mich bei diesem Besuch. Obwohl ich auf große Veränderung gefaßt war, war ich doch betroffen: als sich das große Tor des Yamen vor mir öffnete, schaute ich nach dem Amban aus, sah aber nur einen schmutzig aussehenden Mann in alten schlecht-sitzenden europäischen Kleidern, mit einer fettglänzenden englischen Tuchmütze auf dem Kopf, der, eine lange chinesische Pfeife rauchend, in nachlässiger Haltung im Hofe stand.

Ich fragte Maksűd Beg „Amban keni ?" (wo ist der Amban ?) Und dieser antwortete ganz lakonisch, mit dem Finger auf diese Person weisend: „bű kischi !" (Dieser Mensch!) Ich war betreten. Wo waren die schönen Amtsroben, wo die würdevollen, höflichen Manieren, die ich an den höheren chinesischen Beamten bewundert hatte ? Wo war auch die Achtung der Untergebenen ? !

Ich verbarg mein Erstaunen, und eine Begrüßung fand statt, die zu einem leidlichen Verhältnis führte. Ich war in der Lage, einen alsbald geäußerten Wunsch des Amban zu erfüllen: zwei vollständige Khaki-Anzüge, ein halbes Dutzend Hemden mit Krawatten, Knöpfen und allem Zubehör wurden mit anderen Klei- dungsstücken in das Yamen gesandt. Nur Schuhe konnte ich nicht geben, auch keinen Hut.

Auch der Zivil-Mandarin wurde besucht ; es war ein schläfriger Mann ohne Würde, Auftreten und Kenntnisse, dem der Tong-nung alle seine Befugnisse vorwegzunehmen schien.

Am Abend hatte ich die Aufgabe, einem großen Gartenfest bei den russischen Untertanen beizuwohnen — es gab entsetzlich viel zu essen, die köstlichsten Früchte, gute Hammelbouillon mit Rippchen, Kima oder Hackfleisch, Kaburdak oder eine Art Irish

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