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0082 Von Land und Leuten in Ostturkistan : vol.1
Land and People in East Turkistan : vol.1
Von Land und Leuten in Ostturkistan : vol.1 / Page 82 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000199
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DIE REISE NACH KUTSCHA

Freundlichkeit des englischen Generalkonsuls die Einreise ermöglicht hatte, Steins Arbeitsfelder schnell besucht und geplündert hätte.

Nach kurzem Aufenthalt ritt ich nach Kutscha zurück, wo ich meine Geldkiste und alle nicht sofort nötigen Ausrüstungskisten bei Isa Chan Aksakal in Verwahrung gegeben hatte.

Ich wechselte eine genügende Summe russischen Goldes, um 30-40 Arbeiter vier Wochen lang besolden zu können, in chinesisches gemünztes Silber und die unentbehrlichen Kupfermünzen (dä-tschän), von denen 400 Stück auf den Sär (= Unze oder M. 2.50 bis 3.— unseren Geldes) gehen. Diese Summe füllte drei Kisten.

Das Pferd gab ich dem Besitzer zurück, dann mietete ich eine Araba mit Regendach und reiste am Abend des glühendheißen 30. Juni von Kutscha ab.

Die Kisten nahmen viel Raum ein. Der Kutscher saß ganz vorn, halb auf der Deichsel, und ich klemmte mich in den Kasten des Wagens, neben die Kisten, die ich mit Stricken hatte befestigen lassen.

Bald merkte ich mit wachsendem Unbehagen, daß der Kutscher Schweißfüße hatte, die ganz unerträglich übel rochen. Wir fuhren gegen den Wind, so daß dieser grauenhafte Geruch mir fortwährend entgegenschlug.

So passierten wir den Anstieg zum Gebirge, wo eine alte Tempelsiedelung mit zahlreichen Höhlentempeln liegt. Sie trägt den Namen Kyzil-Kärgha, zu deutsch „rote Krähe". Ich hatte sie besucht und gefunden, daß Grabungen sich dort nicht lohnen würden: die Nähe der großen Stadt — ich schätze die Einwohnerzahl von Kutscha auf 15-20000 Personen—war den alten Tempeln zum Verhängnis geworden.

Schatzgräber und müßige Bilderschänder hatten dort ihr Wesen getrieben und schlimme Verwüstungen an den erloschenen Wandgemälden angestellt. Auffallend viele derselben waren mit russischen Kritzeleien von allerhand „Ivans" und „Piotrs" beschrieben.

Bei zunehmender Dunkelheit nahm der Wind zu. Bald wurde er zum Sturm, und als wir höher hinaufkamen, wurde er so stark, und vor allem so bitter kalt, daß die mitgenommenen Decken und mein Reisemantel keinen genügenden Schutz boten.

So wurde ich, unbarmherzig geschüttelt, steif von dem unbequemen Hocken zwischen den Kisten, halb erstickt von dem greulichen Schweißgeruch, der mir Ekel verursachte, und halberstarrt von der gegen Sonnenaufgang sich unleidlich steigernden Kälte, über

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