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0084 Von Land und Leuten in Ostturkistan : vol.1
Land and People in East Turkistan : vol.1
Von Land und Leuten in Ostturkistan : vol.1 / Page 84 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000199
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Aufenthalt und Arbeiten

in Kyzil

Aufenthalt in der Tempelanlage ( ming-öi ) von Kyzil

Leider hatte der schlechte Leumund, den Macartney dem Diener Háschim gegeben hatte, die Wahrheit nicht übertrieben. Zur Ausgrabearbeit war er nicht anstellig genug und, zuviel sich selbst überlassen, weil Bartus ja in den Tempeln arbeiten mußte, fing er mit Käsim, dem Koch, und einem Verwandten unseres Wirtes zu hazardieren an. Bartus gab ihm erst einen Verweis, da er aber ziemlich frech und sogar drohend wurde, bezahlte ich ihm, wie ausgemacht, seinen Monatslohn und gab ihm das Geld zur Rückreise nach Kaschghar. Dann wurde er von drei zuverlässigen Bauern aus Kyzil über den Paß und nach Kyzil begleitet und dort dem chinesischen Postmeister zur Rückbeförderung nach Kaschghar empfohlen.

Am nächsten Morgen (2. Juli), bei Sonnenaufgang, ging ich mit einigen ausgesuchten Arbeitern zu dem „Rotkuppeltempel"1, in dem mir 1906 der große Fund von Sanskrit-Handschriften geglückt war, und begann die groBe Schutthalde am Fuß der Klippe abzutragen.

Bartus schnitt mittlerweile die schönen Stifterbilder heraus, die schon 1906 meine groBe Aufmerksamkeit erregt hatten. Besonders die Kostüme der Damen, die auf das schlagendste an die Tracht europäischer Ritterfrauen des frühen 14. Jahrhunderts erinnerten, hatten mich gefesselt.

Es war damals aber nicht möglich gewesen, noch so lange zu bleiben, bis diese Bilder geborgen werden konnten, und so war ich froh sie nach 5 Jahren in einem immer noch erträglichen Zustand wiederzufinden.

Die Grabung in der Schutthalde blieb ohne wesentliche Resultate. Ich ließ sie bis zum Grunde abtragen; wir fanden aber nur noch unbedeutende Reste der kostbaren Handschriften, was mir in einer Weise eine Beruhigung war: es bewies, daß ich damals die Arbeit an der Schutthalde aufgegeben hatte, gerade als die Handschriften enthaltende Schicht erschöpft war.

1 Vgl. „Auf Hellas Spuren" S. 115, Taf. 35.

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