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0086 Von Land und Leuten in Ostturkistan : vol.1
Land and People in East Turkistan : vol.1
Von Land und Leuten in Ostturkistan : vol.1 / Page 86 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000199
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AUFENTHALT UND ARBEITEN IN KYZI.L

bekam ich einen sehr heftigen Durchfall, der mich fortwährend-zum Aufstehen zwang.

Ich mußte an diesem und an den folgenden 10 Tagen das Bett hüten; die Ausleerungen waren erst schleimig, dann blutig, und

ich wurde mir klar, daß ich an Dysenterie erkrankt war.

Ich telegraphierte an Herrn Högberg nach Kaschghar, um die in diesem Land gebräuchliche Behandlung der gefährlichen Krankheit kennenzulernen und sehr schnell kam die Antwort.

Aber Opium, Ipecacuanha, Tannin usw. — die einzigen Mittel, die meine Apotheke enthielt, schienen den schmerzhaften, schier unstill baren Durchfall nur schlimmer zu machen.

Es trat ein großer Verfall der Kräfte ein, so daß ich mich nur an Stöcken auf diese widerwärtigen Wanderungen begeben konnte und — um ein Haar hätte hier mein Humor versagt! Ich sperrte die Medikamente wieder in die Apotheke und ließ mir nur Reiswasser machen, daß ich schluckweise zu mir nahm. Die Natur half sich selbst, und am 12. Tage machte ich am Nachmittag den Versuch, aufzustehen. Fast fiel ich über meine eigenen Beine, so entkräftet war ich, aber ich zwang mich zum Gehen.

Von jetzt an wurde mein Zustand langsam besser, aber die Kräfte wollten nicht zurückkehren, und ich konnte zunächst nur wenig an den Arbeiten teilnehmen.

Meine Erkrankung und die Lebensgefahr, der ich augenscheinlich ausgesetzt war, bedrückten Herrn Bartus sehr. Oft saß er, nach getaner Arbeit, an meinem Krankenlager und suchte mich mit Zuspruch über den Augenblick hinwegzubringen. Ich sah, daß zuweilen eine Träne in seinem Auge glänzte — ich dankte im stillen dem alten Kameraden für seine Teilnahme.

Die Nachricht von meiner Erkrankung, durch mein Telegramm an Högberg, fiel, wie ich mit Bedauern sah, wie ein Blitzschlag in das englische Konsulat zu Kaschghar. Die Dysenterie ist im Westen des Landes scheinbar endemisch und eine Krankheit, von der viele sich nicht wieder erheben. Kurz, Sir George Macartney, um mein Wohl besorgt, sandte sofort den indischen Konsulatsarzt in Eilmärschen auf den Weg nach Kutscha, um mir Hilfe zu bringen — ein Freundschaftsdienst, wie er wenigen Leuten begegnet sein wird. Ich gedenke dieser Bemühungen, mich aus einer schwierigen Lage zu erretten, mit äußerster Dankbarkeit.

Zum Glück telegraphierte mir Sir George von dieser Entsendung des Konsulararztes, und ich konnte noch beizeiten ein Telegramm von Kutscha aus an Pèng Tao-tai nach Aksu senden und den Arzt

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