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0100 Von Land und Leuten in Ostturkistan : vol.1
Land and People in East Turkistan : vol.1
Von Land und Leuten in Ostturkistan : vol.1 / Page 100 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000199
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AUFENTHALT UND ARBEITEN IN KYZIL

einer Grabung, die, nicht ohne Gefahr für die Grabenden, bald die Nische freilegte.

Statt der erwarteten Höhlentempel fand sich aber nur eine Reihe, oder Reste einer Reihe, etwa 1,20 Meter hoher, 60 cm breiter

und 60-80 cm tiefer rechteckiger in den Stein geschnittener Be-

hälter vor. Ihre Innenwände waren mit geweißtem, schmucklosen Verputz bekleidet. Über dem oberen Teil der Türöffnung war

überall ein beschädigtes, aus Lehm geformtes Ornament angebracht das die Form etwa eines spitzigen Dreiecks oder eines Pipalblattes gehabt haben muß und Spuren roter Bemalung zeigte. Diese Behälter bildeten eine Reihe in etwa 1,30 m Höhe vom Boden der großen Nische.

Wir fanden noch vier vor, die übrigen waren durch Absturz der Felswand zerstört. Sie waren geöffnet und ihres Inhaltes beraubt worden.

Einen verschlossenen Behälter dieser Art fanden wir aber noch, nämlich den ersten der Reihe am stromauf gelegenen Ende, in

der Ecke, die die Rückwand der Nische mit dem jetzt abgestürzten

Eckpfeiler dieser Seite bildete. Das Ornament über der Tür war zerstört, die Öffnung mit breiten Stücken innen und außen ge-

weißter Verputzplatten verschlossen. Bei Entfernung dieses Ver-

schlusses stellte sich heraus, daß die innere Decke des Behälters eingestürzt war. Die Felsstücke waren auf einen in der Nische

bodenaufwärts gestellten starken irdenen Topf gefallen und hatten

ihn zusammengedrückt. Bei vorsichtiger Entfernung der faustgroßen Steinstücke und der Topfscherben kam eine merkwürdige

Holzschachtel zum Vorschein. Sie war gefüllt mit Resten verkohlter Menschenknochen, die in ein Stück rosarot gefärbten dünnen Leders eingeschlagen war.

Die Anlage war augenscheinlich ein Bestattungsort für die Leichenbrandreste vornehmer oder frommer Leute.

Die Holzschachtel hat die Form der Reliquienbehälter, die auf den Bildern der Reliquienverteilung häufig in den Händen der auf

der Stadtmauer versammelten Götter vorkommen. Die Form ist heute noch in Indien für Schachteln profaner Verwendung in Gebrauch. Unser Stück ist, Schachtel wie Deckel, aus je einem Stück weichen Holzes gedrechselt. Es ist mit grellgelber Farbe bemalt und, auf diesem früher leuchtenden Hintergrunde befinden sich die interessanten Malereien, die wir studieren wollen.

Der Körper der Schachtel ist mit 6 Reihen Wellenlinien (Darstellung einer Berglandschaft ?) mit starken Ausbuchtungen in grauer Farbe bemalt, so zwar, daß alle nach oben gerichteten wie

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