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0112 Von Land und Leuten in Ostturkistan : vol.1
Land and People in East Turkistan : vol.1
Von Land und Leuten in Ostturkistan : vol.1 / Page 112 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000199
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AUFENTHALT IN KUTSCHA

Wenn solch ein Mann seine hohe Mütze abnimmt, was nur durch Zufall oder auf Befehl der Fall zu sein pflegt, so dauerte es eine ganze Weile, bis der Gipfel des Schädels erschien. Er hatte einen braunen Bart, braunes Haar und ebensolche Augen; seine beiden Söhne zeigten abweichende Typen (Taf. 16), der eine, ältere, war ein Mann durchaus europäischen Aussehens mit hellbraunen Augen und braunem Haar; der zweite, von einer anderen Frau, hatte eine Art Buddhakopf und war schwarzhaarig mit mehr ostasiatischen Zügen (Taf. 16). Alle drei waren berühmte Beizjäger, die mich später mit den verschiedenen Arten der Jagd mit Sperber, Habicht, dem Edelfalken und dem Steinadler vertraut machten.

Maksúd war ein auffallend gescheiter und findiger Mann ; er verstand es trefflich, aus Tamariskenzweigen ein wundersam üppiges Bett herzurichten, mit ein Paar Töpfen über einem trotz Sturm und Regen schnell entfachten Feuer ein schmackhaftes Mahl herzurichten u. dgl. unschätzbare Künste mehr. Vor allem aber war er merkwürdig durch seine Manieren, die immer gemessen, vornehm, rücksichtsvoll und würdig waren, ohne daß man je empfunden hätte, daß man einen Diener vor sich hatte — er machte immer den Eindruck eines wohlerzogenen, vornehmen Mannes. Seinen Takt kann ich nicht genug loben; als wir nach Kirisch kamen und die wohlhabenden Leute dort sich zunächst weigerten, den Fremden auf-zu nehmen, führte er die Verhandlungen mit den widerspenstigen Grundbesitzern mit bewundernswerter diplomatischer Feinheit.

Ob er von den Fehlern seiner Landsleute ganz frei war, weiß ich nicht; mir ist dieser Mann, wie früher der Miráb von Luktschun, Mähämmäd Sayyid, stets ein anhänglicher, zuverlässiger Diener gewesen. Ja, in beiden Fällen hatte sich ein freundschaftliches Verhältnis entwickelt, ohne daß jemals die gegenseitige Achtung außer acht gelassen worden wäre.

Mit diesem Begleiter begab ich mich auf den Weg. Es war ein stürmischer Morgen; bald begann es zu regnen, und ich konnte mit Erstaunen feststellen, daß in diesem Jahre, in dem sonst fast ganz regenlosen Lande — im Jahre 1906 hatten wir zwischen Anfang April bis Ende September einen einzigen, allerdings heftigen Schauer — Regengüsse mehrmals in jeder Woche niedergingen.

Nachdem wir etwa 12 km in nördlicher Richtung geritten waren, kamen wir an den Kutscha-Fluß, den wir an einer Furt passierten. Der Strom war sehr voll und der Übergang entsprechend schwierig. Maksúd führte aber so gut, daß wir ungefährdet den breiten Strom überschritten.

Hier bot sich ein überraschender Anblick. Das Flußbett war

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