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0120 Von Land und Leuten in Ostturkistan : vol.1
Land and People in East Turkistan : vol.1
Von Land und Leuten in Ostturkistan : vol.1 / Page 120 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000199
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AUFENTHALT IN KUTSCHA

mit Grünwedel Zerwürfnisse gehabt habe. Aber auch Bartus, später befragt, wußte sich keinerlei Ärgerlichkeiten zu entsinnen; vielleicht hatten also die Chinesen den Mann gegen uns eingenommen.

Maksűd führte mich zum Hause des Dorfältesten, Idris Achond Aksakal (Taf. 21), aber auch dieser weigerte sich zunächst, mich aufzunehmen, und nur der Diplomatie Maksűds gelang es, ihn gefügig zu machen.

Ich glaube, daß er, ein geriebener Kenner seiner Landsleute, durch Höflichkeiten, vielleicht auch durch Versprechungen, die Ehefrau des Idris gewann und durch sie ihren Mann zum Nachgeben brachte.

Der Aksakal war ein werkwürdig aussehender Mann. Groß, hager, muskulös, hatte er ein stattliches Äußeres ; seine Nase war wie der Schnabel eines Raubvogels, die Backenknochen scharf hervorstehend, Bart und Schnurbart braun, schlicht und leicht ergraut. Der Mund war groß und sinnlich, die braunen Augen schauten mit einer gewissen Überheblichkeit in die Welt; kurz, er war der Repräsentant eines in diesen Gegenden seltenen Mischtyps.

Seine Frau war die häßlichste Person, die ich in Turkistan gesehen, grobknochig, mager in der Figur, auf einem Auge schielend, und dennoch so kokett wie die größte Schönheit. Sehr schlau war sie auch.

Hier war zunächst nicht an Arbeit zu denken. Das sogenannte „Kleine Fest", das am Ende des Fastenmonats gefeiert wird, stand vor der Tür, die Leute waren lässig und matt, auch verdrossen, und so benutzte ich diese Tage zu Inspektionsreisen in die nahen Ruinenstätten von Simsim und Atschigh-Iläk, die auch hier den Namen ming-öi tragen.

Meine Wirtin, obwohl ihrem Mann gegenüber etwas von einer Xantippe, erschöpfte sich in Bemühungen, mich durch gute Diät zu kräftigen.

Ein Gericht, das diese Frau mit besonderer Mühe zubereitete, erfreute mich wenig. Es waren Würste — sie nannte sie hásib (ar. ?) — aus Schafsdärmen, die sie mit gehacktem Hammelfleisch, capsicum, gekochtem Reis und Hammelfett stopfte.

Dieses Essen widerstand mir; ich zwang mich das erste Mal, als sie es mir vorsetzte, davon zu essen, entschuldigte mich aber dann mit meinem Gesundheitszustand.

Keine europäische Dame hätte liebenswürdiger meine Entschuldigungen annehmen können!

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