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0125 Von Land und Leuten in Ostturkistan : vol.1
Land and People in East Turkistan : vol.1
Von Land und Leuten in Ostturkistan : vol.1 / Page 125 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000199
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AUFENTHALT IN KUTSCHA

Üsüp war nicht geneigt, dieser Einladung zu folgen.

Als ich ihm sagte, er möge doch den schönen Kandiszucker essen, erschrak er förmlich: der Genuß der geschickten eßbaren Dinge könne ihn in Abhängigkeit von dem Willen jener Frau bringen, wenn sie etwa „Sprüche" (d. h. Zauberworte) darüber ausgesprochen haben sollte.

Diese Art der Mitteilung gehört dem indischen Kulturkreis an. An Stelle der Walnuß schickt man in Indien Mandeln.

Am 3. September war das „Kleine Fest". Es erstreckt sich über drei Tage, an denen die Leute nach den vorgeschriebenen Gebeten sich allerhand Lustbarkeiten hingeben.

Alles trägt die besten Kleider, man beschenkt sich gegenseitig. Kinder gehen singend umher und betteln sich Süßigkeiten und Früchte zusammen, kurz es ist eine allgemeine Lustigkeit und guter Wille.

Am Abend des ersten Tages hatten wir im Garten des Idris Aksakal einen großen Tanz mit Musik und einem kleinen Schmaus.

Diese „mäschräp" (corr. ar.)1 finden während dieser Zeit allabendlich statt.

Die Leute laden dazu ein, und die Festet finden auf einem freien Platz im Garten am Haus oder in dem „aiwän" (p.) und „dälá.n" (p.) genannten großen Räumen des Hauses statt. Matronen und junge Mädchen, alle unverschleiert, sitzen auf Bänken, die man auf die „süpä" (corr. ar.) genannten Lehmpodien stellt, und halten sich im Hintergrunde. Mehr nach vorn auf den „süpä" oder auch auf dem mit Teppichen, Filzen oder Matten bedeckten Boden sitzen die jungen Frauen und ihre Männer und die unverheirateten Burschen („yigit").

Die Kapelle besteht, soviel wir gesehen haben, immer wenigstens aus dem Saiteninstrument „dű-tär" und dem „dáp” genannten Tamburin. Oft kommen aber alle anderen Instrumente dazu, und die Musik wird fast immer mit Gesang, oft mit taktmäßigem Händeklatschen, begleitet.

Tee, Zucker, Kandiszucker, Brot und Früchte werden gereicht. Der Tanz wird entweder von einer oder von mehreren der jungen Frauen oder Männer allein oder gemeinsamen mit Personen des anderen Geschlechts ausgeführt. Er besteht aus einem zu meist

1 masräp bedeutet im Arabischen einen „Ort, wo man trinkt", und ich vermute, daß die moderne Veranstaltung ein Überlebsel ist aus älterer Zeit, wo die „Weintafel" aufgetragen wurde und die würdigen Herren sich bei Musik und Tanz leider schwer betranken. Man vgl. die Schilderungen in „Tausendundeine Nacht".

2 Nach „Volkskundliches".

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