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0158 Von Land und Leuten in Ostturkistan : vol.1
Land and People in East Turkistan : vol.1
Von Land und Leuten in Ostturkistan : vol.1 / Page 158 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000199
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GRABUNGEN IN SIM-SIM

Die Tiergestalten sind in sehr geschickter Weise in ein Ranken-und Pflanzenornament hinein komponiert. Dargestellt waren, laut

Grünwedels Bericht von der dritten Expedition (jetzt waren sie

nicht mehr zu erkennen), auf der Wand links vom Eingang: „Wolf, Affe, Wolf, Zebu; auf der Rückwand Steinhühner und Affen. Die

Tiere sind so mit dem Ornament verbunden, daß ihre Extremitäten

sich entweder in die Mittelrippe des Blattwerks fügen oder die Zwischenräume desselben ausfüllen, z. B. die Arme des Affen, die

Füße der Steinhühner. Die Schwänze der Affen und Wölfe bilden selbst Rippen des Blattornaments, die Mittelrippen kommen aus den Rachen der Wölfe heraus oder bilden die Verlängerung der Vogelschnäbel."

Dieser schöne Fries fand sich auf dem untersten der Gesimse, die die Kuppel tragen.

In einem anderen Tempel fand sich eine Darstellung, welche zeigt, wie unveränderlich in diesen abgelegenen Gegenden manche Dinge sind.

In Turfan, besonders aber in Komul, wurden noch zur Zeit unseres Besuches (1905) große flachrunde Mützen aus indischem Gold- oder

Silberbrocat ( Kimchäb) getragen, und zwar von Männernund Frauen.

Dieselben seltsamen Kopfbedeckungen fand ich in Yärkänd und in Kutscha, wo sie sogar noch größer waren. Sie wurden dort aber

nicht mehr getragen, und ich erstand die beiden riesigen Exemplare unserer Sammlung von alten Weiblein, die mir ihre Kleidertruhen öffneten. Das abgebildete Stück (Taf. 9) war aus schwerem Goldbrokat mit silbernen Schlangenlinien. Eine durchaus ver-

wandte Form fand sich in einem dieser Tempel (wohl VII. Jahrh.). Eine gute Ansicht der Cella eines der größeren Tempel bringt Taf. 27. Es ist der Tempel „mit den Brahmanen", nach der Dar-

stellung zweier dieser Religiosen oberhalb der Hufeisenbogen der Korridoreingänge.

Das imposanteste Heiligtum aber befand sich in der das Tal im Süden abschließenden, von den Wassern der Schneeschmelze wüst

zerklüfteten Hügelkette (Taf. 26). Es nimmt ungefähr die Mitte der Anlage ein. Die Tempel westlich von diesem Tempel waren aber z. T. durch Geröllabstürze und Schlammgüsse verschüttet.

Die Cella dieses wenigstens 15 m hohen Tempels war bis zum Oberteil der Korridore rechts und links vom Stupa mit vielfach geborstenem steinharten Löß erfüllt. (Taf. 27).

An den Seitenwänden und an der Rückwand der Cella befanden sich mächtige Einschnitte, in denen früher Balken zur Anbringung von Balkonen geruht hatten.

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