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0161 Von Land und Leuten in Ostturkistan : vol.1
Land and People in East Turkistan : vol.1
Von Land und Leuten in Ostturkistan : vol.1 / Page 161 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000199
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Aufenthalt in Kum-Aryk

Die Grabung in Kum-Aryk

Wenn man die Stadt Kutscha durch ihr Osttor verläßt und etwa 2 km weit der nach Osten führenden Landstraße nach Bügür folgt, stößt man auf die nach Nordosten verlaufende Landstraße nach dem Flecken Kirisch. Man passiert die Reste der Stadtmauer der mittelalterlichen Festung Kutscha und erreicht nach Zurücklegung von ungefähr weiteren 2 km das merkwürdige buddhistische Kloster von Kum-Aryk. Vom Kloster selbst war zunächst nichts

zu erblicken (Taf. 28).   .

Die Zellen der Mönche, oder vielmehr deren Grundmauern, lagen alle unter der Erdoberfläche. Nur ein großes stupaähnliches Gebäude war sichtbar. Hinter ihm, in nordöstlicher Richtung, erhebt sich ein großes, modernes muhammedanisches Heiligtum, das bezeichnenderweise den Namen Ming-tän átám (pers.-türk. = Vater der tausend Körper) führt (Taf. 28).

Wir haben hier wieder einen Fall, daß eine neue Religion, hier der Islam, sich der früher von einer anderen Religionsgemeinschaft als heilig verehrten Stätten bemächtigt und für ihren Gott verwendet hat. Das buddhistische Heiligtum war nämlich, wie unsere Grabungen ergaben, dem tausendhändigen Avalokitesvara (Kwannon) geweiht: im Stupa fanden sich Reste eines riesigen, aus vielen Händen zusammengesetzten Nimbus dieser Gottheit, dessen vielfache Körperlichkeit im islamischen Namen ebenfalls zum Ausdruck kommt.

Der Stupa, wenn anders wir diesen Tempel als einen solchen bezeichnen dürfen, steht auf einer 85 cm hohen, achteckigen Basis, darauf ruht eine zweite, 22 cm hohe, kreisrunde Basis, auf der sich der 2,20 m hohe, achteckige Unterteil des Gebäudes erhebt.

Der ebenfalls achteckige turmartige Oberteil ist 6,50 m hoch, das Dach ist überall zerstört, scheint aber aus Holz gewesen zu sein, denn es lagen nur wenige Ziegel, dafür aber viel Brandschutt in diesem Bau von 1,70 m Mauerdicke. Der von diesen Mauern eingeschlossene Raum war kreisrund. In seiner Mitte erhob sich ein merkwürdiger, ebenfalls kreisrunder, am Oberrand zerstörter, brunnenähnlicher Schacht von 1,1.0 m Höhe, dessen Lumen 3,40 m maß. Seine Mauer hatte eine Dicke von 1. m. Der Raum zwischen

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