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0163 Von Land und Leuten in Ostturkistan : vol.1
Land and People in East Turkistan : vol.1
Von Land und Leuten in Ostturkistan : vol.1 / Page 163 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000199
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AUFENTHALT IN KUM-ARYK

mählich freigelegt. Die Untersuchung ergab, daß das Gebäude auf einem großen, mit Mauern umgebenen Hof errichtet worden ist. Der Fußboden dieses recht ansehnlichen Hofes war überall mit geglättetem Gips von schneeweißer Farbe belegt. Es ist wohl jenes Präparat, welches in Indien noch heute unter dem Namen chunam zu demselben Zweck benutzt wird. (Vgl. Yule-Burnell, Hobson-Jobson, S. 168: „The flooring is generally composed of a kind of loam or stucco, called chunam, being a lime made of burnt shells," und ebenda: „chinam is lime made of cockleshells or of lime-stone."

Leider sind die Maße der Umfassungsmauern dieses Hofes verlorengegangen. Angelehnt an die Umfassungsmauern befanden sich, besonders auf derWestseite, die ebenfalls nur in geringer Höhe erhaltenen Mauern von Reihen von Zellen . für die Mönche. Die Grabungen in diesem Heiligtum stießen zunächst auf erhebliche Schwierigkeiten. Der Scheich des danebenliegenden muhammedanischen Heiligtums hatte Bedenken, uns dort graben zu lassen, und nur eine ziemlich bedeutende Geldspende veranlaßte ihn, seine Einwilligung zu geben.

Aber auch die Beschaffung von Arbeitskräften stieß auf Schwierigkeiten. Infolge unseres Verhältnisses zu der Regierung inKutscha gelang es uns nicht, Arbeiter dort anzuwerben. Ich schickte daher nach Kirisch und ließ eine Anzahl Bauernjungen von dort kommen, mit deren Hilfe diese Arbeiten ausgeführt wurden. Sie waren noch ungeübt, und leider ereignete sich ein Unglück durch den zu großen Eifer, den sie bei der Freilegung der Bauten bewiesen. Einer von ihnen schlug mit seiner schweren Hacke einem seiner Kameraden den Vorderteil des Fußes glatt ab, so daß schleunigst Hilfe geholt werden mußte.

Es ist bezeichnend für die fabelhafte Lebenskraft dieser Leute, daß die Wunde in ganz kurzer Zeit verheilte und der Mann, wenn auch humpelnd, seinem Erwerb wieder nachgehen konnte. Natürlich war ich genötigt, auch ihn für sein Unglück zu entschädigen.

Meine Wohnung hatte ich aufgeschlagen im Hause des Scheich, welches, genau am Rande der Wüste gelegen, durch einen großen, mit zahlreichen Bäumen bestandenen Kanal, angenehme Kühlung darbot. Jenseits des Kanals fängt die Wüste an, die vom Kulturland wie durch einen scharfen Schnitt getrennt ist (Taf. 28).

Ich freue mich, auch hier den Landesbewohnern, besonders den Frauen, einiges wohlverdientes Lob spenden zu können.

Trotz der geraumen Zeit, die seit meiner Erkrankung vergangen war, war ich noch immer sehr schwach. Ich hatte sehr stark an

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