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0179 Von Land und Leuten in Ostturkistan : vol.1
Land and People in East Turkistan : vol.1
Von Land und Leuten in Ostturkistan : vol.1 / Page 179 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000199
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AUFENTHALT IN KUM TURA

Mandarin sofort persönlich zu mir, „ja, Herr, willst du gleich gehen oder erst morgen, oder gar übermorgen! Du sollst alles haben, Wagen und Lebensmittel und Bedienung, gehe nur, sobald wie irgend möglich!".

Diese plötzliche Liebenswürdigkeit zeigte mir, in wie hohem Grade unsere Anwesenheit diesen kleinen Beamten in Verlegenheit setzte. Lebensmittel und Transportsachen wurden sofort mit äußerster Liebenswürdigkeit herbeigeschafft, und nach kurzer Rast brachen wir nach Maralbaschi auf, begleitet von den aufrichtigen Segenswünschen der Chinesen, die unsere Abreise von der Furcht einer großen Verantwortlichkeit befreite.

Ganz unberechtigt war diese Furcht nicht. Mehrmals wäre es in Kutscha beinahe zu Unruhen gegen die russischen Türken aus Ferghana gekommen, und vom Süden und Südosten kamen beunruhigende Nachrichten.

Am Lob war neuerdings ein politisches Massaker recht grausamer Art vorgekommen. Der dortige Verwaltungsbeamte hatte sich bei den übrigen Revulotionären mißliebig gemacht. Diese Barbaren hatten ihn ergriffen, ihm beide Beine unter dem Knie abgesägt und den Unglücklichen auf einen 20 Fuß hohen Haufen trockener Stengel des Kameldornes gesetzt. Diesen Scheiterhaufen hatten sie angesteckt — der ölreiche Dorn brennt in handlangen, blauen Stichflammen — und ihn so einem grauenvollen Tode überliefert.

Die Strafe für diese Untat blieb nicht aus. Der Do-do in Urumtschi sandte eine Truppe „ma-doi", oder Kavallerie, lauter chinesisch-sprechende Muhammedaner (Tungan), die unter großen Entbehrungen in Eilmärschen auf versteckten Wüstenwegen nach Tscharkhlyk, der Hauptstadt des Lob - Gebiets ritten und nach chinesischem Gebrauch die grausamen Mörder bis zum letzten Mann erschlugen.

Auch Sir Aurel Stein hatte, wie mir gesagt wurde, Grund, über die neuen Beamten zu klagen. Er hatte seinen Landmesser, einen eingeborenen Inder im Dienste der indischen Regierung, nach dem Lobdistrikt entsandt, um Vermessungen vorzunehmen. Der revolutionäre Amban hatte diesen Mann ergreifen lassen und ihn, obwohl seine Papiere in Ordnung waren, in das Ortsgefängnis — ein gräßliches Loch! — abgeführt.

Stein trat aber, von Macartney unterstützt, so energisch auf, daß man den Landmesser unter Entschuldigungen entließ und es nicht wagte, dem Reisenden weitere Schwierigkeiten zu machen.

Die Vorkommnisse zeigten aber, wie sehr die Landesbewohner

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