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0186 Von Land und Leuten in Ostturkistan : vol.1
Land and People in East Turkistan : vol.1
Von Land und Leuten in Ostturkistan : vol.1 / Page 186 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000199
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AUFENTHALT IN KUM TURA

Alle anderen Tempel hatten sicherlich eben solche Vorhallen, die ihrerseits wieder mit den Vorhallen der anderen Tempel derselben Anlage durch in den Stein geschnittene, fensterlose, oder nur hier und da mit Fenstern versehene Gänge oder Galerien verbunden waren. Reste solcher Galerien fanden wir in Kyzil, in Kirisch und in Bäzäklik in der Turfanoase. In allen Tempeln herrschte vollkommene Dunkelheit; man beleuchtete sie mit großen Laternen, deren Rester so häufig gefunden wurden, daß wir damit heizen konnten.

Die Cella dieses Tempels war auf ihrem Deckengewölbe mit auf Wolken schwebenden Buddhafiguren ausgemalt. Kleine Götter schweben zwischen den Buddhas; der Zenitstreifen besteht aus einem breiten Band sehr geschmackvoll zusammengestellter chinesischer Blumen (Taf. 33).

An den Seitenwänden des Stupapfeilers waren rechts und links Gruppen von Heiligen aufgemalt (Taf. 33); auf der Rückwand der Stupas befand sich eine prachtvolle Darstellung des Nirvana.

Das sehr schöne Gemälde einer stehenden Person in chinesischer Tracht mit einem Räuchergefäß in der Hand, wurde auf der rechten Schmalwand des hinteren Korridors aufgedeckt. Neben der das Rauchopfer bringenden Gestalt erscheint links in einem Kreise von Wolken getragenen, eine kleine kniende menschliche Figur, anscheinend eine Emanation (Taf. 32).

Alle diese Bilder zeichnen sich durch außerordentlich zarte und harmonische Farben aus. Die Linienführung ist sicher, aber von großer Anmut. Die Köpfe der Götter im Nirvanabild überraschen durch die große Lieblichkeit des Ausdrucks. Der Grundton ist zartes Gelbbraun.

Eine Borte zieht sich durch die Cella. Es ist ein vom Boden sich erhebendes Gartengitter, hinter dem sich ein Blumenparterre ausdehnt; die Darstellung ist sehr anmutig und erinnert auf das schlagendste an ähnliches auf persischen Miniaturen.

Diese schönen Bilder wurden herausgeschnitten zu jener Zeit, da der Aufenthalt in der Oase von Kutscha recht ungemütlich zu werden begann.

Mir war die Erinnerung an ihre Schönheit und ihre kunst-

1 Diese Reste bestanden in größeren und kleineren Holzscheiben, die an den Seitenrändern mit vielen eingebohrten Löchern versehen waren. Eine Scheibe bildete den Boden der Laterne, eine zweite, durch einen Ausschnitt in der Mitte als Oberteil gekennzeichnet, bildete diesen. Durch in die Löcher eingesteckte Weidenruten gestaltete man die Laterne, deren Körper man mit Ölseide oder Ölpapier überzog.

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