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0198 Von Land und Leuten in Ostturkistan : vol.1
Land and People in East Turkistan : vol.1
Von Land und Leuten in Ostturkistan : vol.1 / Page 198 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000199
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ABREISE NACH MARALBASCHI Spätantiker Krug aus Chotän 1.

In Kaschghar hatte ich das Glück, einen fast vollkommen erhaltenen Krug aus einer frühen Epoche zu erwerben. Er stammt aus der Landschaft Borazan bei Chotän und war von einem früheren Diener der Mission Dutreuil de Rhins, Musa Achond, der 1914 Unterbeamter bei der russisch-chinesischen Bank in Kaschghar war, vor Jahren in Chotän erworben und nach Kaschghar gebracht worden. Er dürfte etwa dem 3. Jahrhundert n. Chr. angehören. Das aus einem sehr dichten, rötlich braunen Ton auf der Scheibe hergestellte Stück hat eine Höhe von 45 cm und stellt sich dar als ein bauchiger, dreihenkliger Krug antiker Form ohne Fuß, dessen Oberteil unterhalb des großen, ausladenden Halses reich mit der Antike entlehnten Ornamenten verziert ist.

Auf den Henkeln sind kleine antikisierende Frauenköpfe angebracht, von denen einer abgebrochen ist. Als weiteren Schmuck trägt jeder Henkel vier in Zwischenräumen übereinander eingestempelte kleine Rosetten, die von den Seitenrändern des Henkels durch je zwei eingeritzte, senkrechte Linien getrennt sind. Die (geformten) Köpfchen sind vor dem Brennen aufgesetzt, leider sind sie ziemlich roh ausgeführt oder durch Gebrauch und Alter abgenutzt. Man erkennt noch deutlich, daß die Ohren groBe indische Schmuckscheiben tragen. Dort, wo der Hals in den Körper des Kruges übergeht, umzieht ihn eine erhabene, scharf hervortretende Kreislinie, die ihn deutlich vom Körper sondert, sie läuft etwa 3 cm oberhalb der Einsatzstelle der Unterenden der Henkel um das Gefäß.

Diese Einsatzstellen trennen den Raum unter der Scheibenlinie in drei Felder. Jedes dieser Felder enthält ein seltsames Ornamentband in Relief in erhabener trapezförmiger Umrandung. Der wuchtige Mittelteil der Krugwandung trägt die wichtigsten Ornamente er ist verziert mit sieben kreisrunden Relief-Medaillons von etwa 9'! cm Durchmesser, die ebenso wie die mit Palmetten geschmückten Zwischenstücke ihren Ursprung aus der Antike deutlich zeigen.

Jedes Medaillon ist von zwei konzentrischen Kreisen eingefaßt, zwischen denen sich ein Perlenkranz befindet. Eine Art der Einrahmung, die, der Antike entlehnt, in der sassanidischen Kunst besonders beliebt geworden ist.

Die Darstellungen in den Medaillons sind dreifacher Art. Nämlich (Nummer 1) eine nach rechts gewendete, stehende weibliche Ge-

1 Nach „Túrán", Budapest 1918.

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